Angriff auf Gen-Petunien

■ Unbekannte „Jogger“ stiegen im Kölner Max-Planck-Institut über den Zaun

Berlin (taz) - Gen-Kritiker haben vergangene Woche versucht, das Petunien-Genexperiment des Kölner Max-Planck-Instituts für Züchtungsforschung zu zerstören. Eine Gruppe von unbekannten „Gen-Joggern“ war über den Zaun geklettert, um den Genforschern „mit einigen hübschen, nicht manipulierten Balkonpflänzlein einen Strich durch die Rechnung“ zu machen. Die Aktion richtet sich gegen die erste Freisetzung von genmanipulierten Organismen in der BRD.

„Heute haben wir den wilden Auswüchsen des Züchtungsinstitutes einen Besuch abgestattet, damit sich die hinter automatisch verschließbaren Türen verborgene Wissenschaft unserer Kritik nicht entziehen kann“, heißt es in dem Bekennerbrief der Akteure. Die Besucher hinterließen nicht nur ein Transparent auf dem Acker, sondern setzten auch gezielt mehrere weiße Petunien zwischen die genmanipulierten Pflanzen. Bei dem Experiment spielt die Farbe Weiß eine entscheidende Rolle: Die Gentechniker hoffen nämlich, daß einige der lachsroten genmanipulierten Petunien durch „springende Gene“ in die Farbe Weiß umschlagen.

Das Max-Planck-Institut erklärte gestern, die ausgesetzten Petunien seien zu identifizieren und würden „vom Gärtner ausgerupft“. Dem Institut sei kein Schaden entstanden. Die Unterscheidung sei möglich, weil bei den genmanipulierten Pflanzen nur einzelne Blüten weiß blühen, bei den neu ausgesetzten Petunien dagegen die ganze Planze, so Christoph Meyer, der administrative Institutsleiter. Im MPI wird jetzt diskutiert, ob zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind. Polizeipräsenz will man aber vermeiden: „Wir sind ein Forschungszentrum und kein KZ“, sagte Meyer wörtlich.

-man Dokumentation auf Seite 10