Mielkes letzte Truppe

■ Stasi-Offiziere sitzen noch heute in Schlüsselpositionen

Berlin (taz) - Geheim, geheimer - am geheimsten: die „Offiziere im besonderen Einsatz“ des Staatssicherheitsdienstes, kurz „OibE“ genannt. Ihr Auftrag: Über das gigantische Spitzelsystem der Stasi hinaus ein weiteres hochkonspiratives Netz über die DDR zu werfen. Mit Befehl vom 17.März 1986 wurden die OibE installiert. „Unter den sich zuspitzenden Klassenkampfbedingungen“ heißt es dazu in einer geheimen Verschlußsache Mielkes, stellten „sich erhöhte Anforderungen an den effektiven Einsatz aller dem MfS zur Verfügung stehenden Kräfte, Mittel und Methoden“. In Auszügen wurden gestern die Stasi-Dokumente durch den Ostberliner 'Morgen‘ veröffentlicht. Aufgabe der OibE war es, unerkannt in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen für das MfS tätig zu werden: In den Ministerien, beim Zoll und den Grenztruppen, aber auch in den Hochschulen und den großen Kombinaten. Jeder der OibE, deren Anzahl auf über zweitausend geschätzt wird, erhielt eine neue Identität, die Zugehörigkeit zum MfS wurde verschleiert. Im Ausland sollen weitere 582 operiert haben. Die Namen der OibE, die unter anderem im Krisenfall sämtliches Vermögen unter ihre Kontrolle bringen sollten, sind bislang unbekannt. Einer der wenigen, bei denen berechtigt über „OibE“ spekuliert werden darf, heißt Alexander Schalck-Golodkowski, im Staate Honeckers Chefdevisenbeschaffer und später BND-Informant. Die OibE, die zumeist noch heute unerkannt auf ihren Posten sitzen dürften, müssen ihre Entarnung fürchten. Sie wurden in der „Abteilung XII des MfS unter einer einheitlichen Registriernummer“ erfaßt.

wg.