Steffi, Boris, Katharina

Gespanntes Verhältnis zwischen 'Bild‘ und seinen Stars  ■ S T E F F I S H A S S

Erst Boris, jetzt Steffi. Fehlt da nicht noch jemand? Genau: Katharina. Nicht die Witt, die von 'Bild‘ einst zur Gold -Kati hochgejubelte und dann wegen ihrer Dankbarkeit gegenüber dem SED-Staat in Ungnade gefallene Eiskunstprinzessin. Steffi Graf zieht in einem Interview mit dem 'Stern‘ den Bogen in der Geschichte publizistischer Hinrichtungen bis zu einer Romanfigur - Heinrich Bölls Katharina Blum. Die ging einem Reporter der Böllschen 'Bild‘ -Analogie 'Die Zeitung‘ auf den Leim und konnte sich gegen die Propaganda vom Terroristen-Liebchen nur mit einem Pistolenschuß wehren. Auf dieser letzten Stufe menschlicher Abneigung ist Steffi Graf noch nicht angelangt. Immerhin aber zieht sie jetzt, umsichtig und sensibel befragt von Harald Wieser, eine Demarkationslinie zwischen sich und Blätter wie 'Bild‘, gegen die Boris Beckers Attacken verblassen: „Diese Leute hasse ich. Ich werde nie aufhören, diese Leute zu hassen, die nur wegen der Auflage ihrer Zeitungen meine Familie zerstören wollen.“

Was blieb 'Bild‘ anderes übrig, als mit der Story über angebliche Seitensprünge von Vater Graf eine Schlüpfer -Kampagne zu fahren, die letztlich auf die Tennisspielerin zielt? Boris Becker und Steffi Graf hatten mitgeholfen, den freien Fall der 'Bild'-Auflage zu stoppen. Dazu mußten sie hochstilisiert werden zu Über-Deutschen, zu Hyper -Erfolgreichen mit immensem Identifikationswert. Jetzt war, zumindest bei Graf, Ende der Fahnenstange. Besser Tennis spielen geht kaum, unangefochtener die Weltrangliste anführen schon gar nicht. Ein kurzer Versuch, das Steffi -Fieber mit Hilfe einer Liebesgeschichte oben zu halten, mißlang kläglich. Da blieb nur die Demontage der Tennis -Gräfin.

Und die hat nun, sicher reichlich spät, mit einem knallharten Return geantwortet. Bummbumm von Katharina Blum, von Boris Becker und jetzt von Steffi Graf. Lerne: Wenn du zu 'Bild‘ gehst, vergiß den Schläger nicht. Davon sollten in Bonn etliche lernen.

Axel Kintzinger