Neu im UT: „Hexen hexen“, Film von Nicholas Roeg

■ Explodierende Kinder

Ein Stoff von Roald Dahl, Weltmeister im Erschrecken von Kindern, verfilmt von Altmeister Nicholas Roeg („Wenn die Gondeln Trauer tragen“) - da kann nichts schiefgehen.

Hexen Hexen heißt heißt der neue Film des Regisseurs, für das Alan Scott das bemerkenswert geradlinige Drehbuch schrieb. Hexen kommen eine Menge darin vor, und sie planen Schlimmes. Doch woran können sie erkannt werden und was haben sie wirklich vor? Das herauszufinden ist die Aufgabe des kleinen Luke (Jason Fisher). Der frischverwaiste Luke macht mit seiner Großmutter Urlaub in einem mondänen Hotel an der Nordküste Cornwalls. Dort stellt sich heraus: Die Teilnehmerinnen der „Königlichen Gesellschaft zur Verhinderung von Kindesmißhandlungen“, die ebenfalls im Strandhotel logieren, sind ausschließlich Hexen.

Was die kleinen KinoguckerInnen (FSK: ab 6 Jahre) von den Monstern in Rock und Bluse zu halten haben, erfahren sie gleich zu Beginn der neunzig Minuten, denn Lukes Oma ist eine ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet. So vermittelt sie die entlarvenden Eigenheiten dieser Spezies, von Roeg detailgenau bebildert. Als Einführung serviert die Oma ihrem Enkel abgehackte Finger, Kröten, Schlangen und entblößt ekelig verschorfte Kopfhäute unter den Hexenperücken.

Unübersehbar: der kürzlich verstorbene Muppets-Erfinder Jim Henson war im Film für die special effects verantwortlich. Er entwarf die angsteinflößenden Gruselmasken, das sozusagen wahre Antlitz der Hexen, und er konzipierte ebenfalls den technisch brillanten Schrumpfungs- prozess der Kinder, die sich in kleine Mäuse verwandeln. Das ist das Ziel der Oberhexe (Angelica Huston): Alle Kinder Großbritanniens sollen mit vergifteter Schokolade in sprechende Mäuse verwandelt werden.

Luke ist natürlich einer der Ersten, den es erwischt, und nun folgt eine bunte und turbulente Par-Force-Jagd durch die Welt des Wahnsinns. Kinder stinken wie frische Hundehaufen, sie blähen sich nach dem Genuß der Zaubertropfen auf und explodieren mit grünen Rauchschwaden. Die subjektive Kamera jagt aus der Schuhsohlenperspektive hinter den menschlichen Mäusen her, die sich von Gardinenstangen stürzen und in panischer Eile vor einer schwarzen Katze flüchten.

Das ist perfektes Action-Kino mit perfidem Hintergrund. Wer schon immer mal erleben wollte, wie eine erwachsene Frau allein beim Wort „Kind“ das Frühstück nicht mehr halten kann, sollte den Nachwuchs einpacken und ins Kino gehen. Wie gesagt: frei ab 6 Jahren. J.F.Sebastia