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Die Gurke des Tages: John Barnes

DIE

JOHN BARNES

Wer ihn jemals im roten Trikot von Liverpool gesehen hat, der mag es nicht glauben. Tiger John Barnes, der dynamischste Spieler der ersten englischen Division, Fußballer des Jahres auf der Insel und mit großer Konstanz bester Mann in seinem Team, ist gegen Kamerun in seinem fünften WM-Einsatz für England zum fünften Mal wie ein übergewichtiger Jogger übers Geviert getrabt. Kein Biß, kein Spielwitz und schon gar kein Tor für einen Spieler, den die Experten vor der WM als einen potentiellen Superstar dieses Turnieres ansahen. Sein Coach Bobby Robson hielt lange an ihm fest und nominierte ihn trotz der Dauerschelte der britischen Presse. Doch inzwischen drückt Barnes regelmäßig die Auswechselbank, und im Halbfinale gegen die westdeutsche Mannschaft heißt es für ihn wohl: Wir müssen draußen bleiben.

Schon bei der Europameisterschaft war Barnes punktgenau auf die Minute völlig außer Form. Woran es liegt? Hier darf man nur spekulieren: Problemi psicologici, wie sie der 'Spiegel‘ beim westdeutschen Häßler diagnostiziert, sind bei Barnes nicht so offensichtlich, zumal ein millionenschwerer Vereinswechsel mit riesiger Erwartungshaltung nicht ansteht.

Barnes wird allerdings in Italien mit völlig anderen Spielsystemen konfrontiert, die seiner Brecher-Mentalität nicht gerade entgegenkommen. Vielleicht ist er einfach nur ein Spieler für die Insel. Oder er leidet am Jupp-Heynckes -Syndrom: Im Verein Weltklasse, im Nationalteam Kreisklasse. Ganz sicher gilt für ihn aber der Buchwald-Effekt mit umgekehrten Vorzeichen. Während der Schwabe auf der Wolke eines neuen Selbstvertrauens zu ungeahnter Torgefährlichkeit aufsteigt, stolpert der Liverpooler Kleiderschrank auf dem glitschigen Abhang des Spielers „in der Krise“ von Spiel zu Spiel. Einmal schlecht, immer schlecht.

Manfredo

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