Neu in der Schauburg: „The Road“ mit Nick Cave

■ Unterhaltsam wacklig

Nick Cave ist Australier. Mr. Cave hat ein längliches Gesicht, zurückgekämmte Haare, eine knollige Nase, aber vor allem eine durchdringende Stimme. Der ehemalige Kopf der Down-Under-Band Birthday Party ist ein Musiker, ein Profi, und er ist berühmt.

Der Berliner Regisseur Uli Schüppel begleitete Nick Cave and The Bad Seeds, so der Name seiner multi -internationalen Band, fünf Wochen lang auf einer Tour durch die USA. The Road - To God Knows Where ist aber noch lange kein Musikfilm, auch wenn in ihm eine Menge Songs vorkommen. The Road ist eine Selbstdarstellung, eine Dokumentation und ein Versuch.

Die gesamte Arbeit wurde mit einer 16-mm-Handkamera gefilmt, sie ist also sehr subjektiv. Auf zusätzliche Beleuchtungen in Konzertsälen oder Umkleideräumem verzichtete Schüppel ganz. So erleben wir ein wackeliges, dunkles Filmchen ohne Handlung, ohne Höhepunkt mit nur einem Hauptdarsteller - Mr. Cave. Die Band wollte diesen Film so und nicht anders, und darum konnte Regisseur/Drehbuchautor/Kameramann einfach draufhalten, wann er wollte, also immer.

Der Versuch ist gelungen. So ist kein gelackter Film entstanden mit lang geübten Einstellungen, nackten Groupies oder besoffenen Musikern. Schüppel verschont uns mit lähmenden Details von langweiligen Interviews, ermüdenden Photo-Terminen, endlosen Sound-Checks oder schlauchenden Busfahrten. Dafür erfahren wir hautnah die Versuche eines Veranstalters, mit einer viel zu kleinen Verstärkeranlage mehr Profit für sich herauszuschlagen. Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten, dessen Wuschelkopf eher beiläufig auf der Leinwand auftaucht, regelt das auf seine Weise

Von einer Bühne zur anderen, von einem Hotelzimmer zum nächsten - auch die sogenannten Stars der Independent -Schiene sind nicht unabhängig. Am Ende der aufreibenden Tour sagt Cave müde und erleichtert: „Thanks god for that.“ Wir werden Zeuge, daß auch die Musik-Szene sich ihre Helden schafft, und daß dies auszuhalten Knochenarbeit ist. Die Scheinwerfer sind aus, der letzte Meter Rohfilm verdreht, nun wird es richtig dunkel.

Ein angemessener Film 'round Midnight. J.F.Sebastia

Große Schauburg, täglich 23.15h