: Schulzentrum statt Gesamtschule
■ Neustadt: Bildungsbehörde will fortschreitende Integration, Initiative drängt auf feste Zusagen
Helle Aufregung herrschte gestern unter den Mitgliedern der „Initiative für eine Gesamtschule Neustadt“. Der Plan des Bildungssenators, die Schule am Leibnizplatz als Schulzentrum für die Sekundarstufe I zu reaktivieren, zerstörte die Hoffnungen der aus Eltern und Lehrern bestehenden Initiative für ein Neustädter Gesamtschulprojekt.
Die Initiative bemüht sich seit über zwei Jahren, durch Intergrationsprojekte an den beiden bestehenden SI-Zentren Gottfried-Menken-Straße und Kornstraße eine Neustädter Gesamtschule vorzubereiten. Mit der Reaktivierung der Schule am Leibniz-Platz sahen die Eltern die Ernte ihrer
Sysiphusarbeit nahen. Doch statt einer Gesamtschule will die Bildungsbehörde ein weiteres, drittes SI-Zenrum errichten. „Weil es billiger ist als eine Gesamtschule“, beklagten sich die InitiativvertreterInnen gestern bei Heinz Aulfes, Sprecher der Bildungsdeputation. Der verteidigte das dritte SI-Schulzentrum in der Neustadt: Vom Schuljahr 1991/92 an solle mit der Klasse 7 eine stufenweise fortschreitende Intergration am Leibniz-Platz realisiert werden. „Das ist meine persönliche Perspektive“, schränkte Aulfes kommende Gesamtschulpläne gleich wieder ein. Und: „Sie nennen es Gesamtschule, wir integrieren und nen
nen es Schulzentrum.“
Doch die Schulprojekte unterscheiden sich durch mehr als durchs Etikett. Eine Gesamtschule fordert Investitionen auch für den außerschulischen Bereich. Wenn die gesamtschulischen Voraussetzungen fehlen, befürchten die Eltern, bleibt die außerschulische Arbeit an ihnen hängen. Die freundliche Aufforderung des Bildungssenators an die Eltern, sich auch in der kommenden SI-Schule für Integration einzusetzen, klingt für viele wie ein Hohn. „Ich bin doch keine kostenlose Arbeitskraft des Bildungssenators“, empörte sich Elternsprecherin Eva Bleckwedel stellvertretend für viele.
Die Neustädter Eltern und Lehrer bestehen weiter auf der Gesamtschule Leibniz-Platz. Martin Kurp, Lehrer und Mitglied der Initiative: „Nie war die Chance so günstig wie jetzt.“ In der alten, neuen Schule könnten die entsprechenden Baumaßnahmen durchgeführt werden, über 200 Eltern und Kinder wären vorbereitet und hätten Interesse an einer Gesamtschule. „Wir wollen vom Senator einen festen Rahmen, in dem die Bedingungen für die kommende Gesamtschule festgeschrieben werden.“ Die InitiativlerInnen haben Angst, daß die Gesamtschule Neustadt im Behördensumpf über die Jahre versackt. ma
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