Verzweifelt gesucht: solvente Tauschpartner

■ Leben und Leid der Jäger und Sammler von Fußball-Bildern

PRESS-SCHLAG

Rainer und Uli Grünzel aus Osnabrück plagt seit geraumer Zeit ein nicht alltägliches Problem. Die Studenten der Sozialwissenschaften, 25 und 26 Jahre alt, packte schon im Vorfeld der Weltmeisterschaft eine Leidenschaft, die stark an ihre Kinderzeit erinnert - das Sammeln von Fußballbildern. In einem letzten Hilferuf wendet sich das Sammlerduett aus Niedersachsen nun an die Öffentlichkeit.

Deutschland ist Weltmeister, aber ihr WM-Album „Italia 90“ ist immer noch nicht voll, und Rainer und Uli sehen sich um die Früchte ihres Engagements gebracht. Dabei fehlen den beiden gerade noch zwölf der 448 selbstklebenden Kickerportraits. Mangelnden Sammeleifer kann ihnen also keiner vorwerfen. An die 150 Mark schoben die Fußballfans bereits über die Theken diverser Kioske und Tabakläden in ganz Osnabrück, um die begehrten Konterfeis zu ergattern.

Die ersten erstandenen Papiertütchen mit sechs Bildern zu sechzig Pfennigen versprachen auch einen verheißungsvollen Auftakt. Statt der anfänglichen Leere im „Panini Album Italia 90“, das es beim Kauf der ersten Tüte gleich kostenlos dazu gab, erblickten die erstaunten KommilitonInnen schon nach kurzer Zeit die Gesichter einer Schar fröhlich dreinblickender Fußballer. Natürlich durfte auch das Maskottchen Ciao in allerlei Verrenkungen und die Ansicht der Sportarenen aus der Vogelperspektive nicht fehlen.

Indes der Reiz des Neuen war bald verflogen. Die Teams aus Brasilien, Schottland und Argentinien waren binnen weniger Tage vollständig. Die deutsche Mannschaft wurde zur zur allgemeinen Überraschung kurze Zeit später komplettiert. Doch nach einem Monat hatten Rainer und Uli bereits annähernd 500 doppelte Bilder, den Brasilianer Aldair und den Schotten McInally sogar in 20facher Ausführung. Auch der deutsche Ersatzkeeper Raimond Aumann taucht inflationär häufig in dem immer weiter anschwellenden Berg von Doubles auf. Lediglich die Kicker aus Spanien, Belgien und Uruguay ließen sich seltener blicken.

Als sich so langsam die Resignation breit machte, entsannen sich unsere beiden Freunde einer alten Sammlertugend, dem Tausch. Vorher wurde aber noch eiligst eine bemerkenswerte Technik entwickelt, die Doppelten möglichst nah an eine Wand zu „schnibbeln“. „Ein Spiel, das sich bei den vorwiegend jungen Sammlern einer überaus großen Beliebtheit erfreut“, weiß Rainer. Wer dem Ziel am nächsten kommt, darf die Bilder seiner Spielpartner einheimsen, so einfach die Regeln.

Aber dann ab ins Freibad, dem häufig aufgesuchten Ort der von Doppelten geplagten Mitstreiter“, lautete die Taktik von Uli und Rainer. Aber da machte das Wetter den beiden einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Der beliebte Tauschort entpuppte sich als Flop und in die Schule trauen sich die beiden älteren Semester nicht so richtig.

Was also tun? Mittlerweile ist ein zweites Album angelegt worden (alleine für die Doppelten), was sich auch schon sehen lassen kann. Aber bevor zum letzten Strohhalm gegriffen wird, der Nachbestellung der fehlenden zwölf Bilder beim Verlag („Hier kommt deine Anschrift hin, wie alt bist du? Junge oder Mädchen?“), wenden sich Rainer und Uli an die Leser dieser Seite und bitten um Hilfe. Gesucht wird noch der österreichische Ersatztorsteher Otto Konrad, Jimmy Banks, Ami-Keeper, das Wappen von Jugoslawien und Ciao (Bild Nummer vier). Und einige andere. (Namen in der Redaktion erhältlich). Also, liebe Fußballfreundinnen und -freunde, meldet euch zahlreich!

Torsten Haselbauer