Was von der DDR bleibt

■ Polnisches Hoffen auf neue deutsche Partner

KOMMENTAR

Die DDR wird zu einer Fußnote im Handbuch der Geschichte. Ein Staat verschwindet von der Landkarte, der einstmals zusammen mit der CSSR und Polen ein „eisernes Dreieck“ bilden sollte. Aber Polen und die DDR wurden keine natürlichen Bündnispartner und die Oder-Neiße-Grenze keine wirkliche „Freundschaftsgrenze“. Da waren zu viele Verfälschungen und Unterlassungen, wurde zuviel gelogen und verschwiegen in den Beziehungen dieser zwei Staaten, von denen der eine den Krieg verloren, der andere angeblich gewonnen hatte.

Wir haben uns mit der Zeit an die Teilung Deutschlands gewöhnt, wir haben gesehen, wie sie unsere Freunde drüben unterdrückte, aber wir sahen darin auch eine Art vorteilhaften „cordon sanitaire“. Der Anblick der Mauer beschämte uns, aber zugleich waren wir froh, daß sie wenigstens für uns offen war. Je mehr der Westen sich für uns öffnete, desto mehr wurde die DDR für uns zu einem lästigen Transitland mit Grenzwächtern in Komißstifeln, Schäferhunden un der kalten Brutalität der „roten Preußen“.

Und trotzdem entstand in den Grenzstädten wie Görlitz oder Gubin eine deutsch-polnische Symbiose, nicht nur in Form der offiziellen Zusammenarbeit der Feuerwehren, Betriebe und Krankenhäuser, sondern auch im Kleinen, mit Tausenden von gemischten Ehen. Heute gehen diese Bindungen verloren, die Deutschen schauen nach Westen und reagieren mit manchmal für uns unangenehmen Reflexen. Auch wir sind da oft nicht ohne Schuld, denn obwohl wir freier waren, authentischer leben konnten, haben wir uns nicht die Mühe gemacht, unsere Nachbarn wirklich kennenzulernen. Nach der „Implosion“ der DDR wird sich das noch eine Weile rächen.

Doch trotzdem können wir uns auf etwas stützen. Die DDR geht, aber die Menschen bleiben. Auch jene, für die Polen in den Jahren zuvor eine attraktive Andersartigkeit darstellte, in der man mehr Freiheit und Abwechslung kennenlernte. Unsere Anziehungskraft war in den 70er Jahren unter Gierek immerhin so groß, daß in der DDR-Literatur eine wahre „polnische Welle“ entstand, zahlreiche polnische Bücher übersetzt und polnische Filme gezeigt wurden. Diese Leute, die damals Polen für sich entdeckten, werden bleiben. Und bald schon werden wir vielleicht bei gemeinsamen Urlaubsfahrten in Masuren oder anderswo feststellen, daß nach der „Verdauung“ der DDR durch die Marktwirtschaft jene Deutschen, gerade jene Deutschen aus der DDR, unsere Partner sein werden.

Adam Krzeminski

Der Autor ist ein polnischer Journalist