Porno, Priester und Postboten

Der Einmarsch der westlichen Kultur in die Länder Osteuropas ist nicht mehr zu stoppen. Die DDR wurde bereits von einer ersten Porno-Welle überrollt. Pornographie, sei es in gedruckter Form, als Videokassetten oder als aufblasbare Plastikgebilde, verkauft sich wie Eiswasser in der Wüste. Jetzt ist Ungarn dran. Nachdem die Amerikaner den Ungarn schon vor einiger Zeit mit einem riesigen McDonald's in Budapest ihre Eßkultur aufdrängen konnten, zieht jetzt auch Graf Porno in die ungarische Hauptstadt ein. An einem der größten Boulevards wurde die erste Peep-Show eröffnet. Wie die deutschsprachige Tageszeitung 'Neueste Nachrichten‘ berichtet,

kann der einheimische Spanner für 20 Forint (etwa 50 Pfennig) 50 Sekunden lang durch den Sehschlitz peilen. Es gibt auch bereits „Sex-Touren“ auf dem Plattensee, und die unter der kommunistischen Führung noch verbotene Prostitution ist inzwischen ein expandierender Wirtschaftssektor.

Im Westen ist der gerechte Kampf gegen die Pornographie, so scheint es jedenfalls, längst verloren. Selbst die katholische Kirche mischt mit im Schmuddelgewerbe. In Frankreich wurde jetzt ein 77jähriger Priester wegen Anstiftung Minderjähriger zur Unzucht verhaftet. Der Pfaffe hatte Porno-Fotos mit Kindern, vornehmlich kleinen Jungen, gemacht und an einschlägige Zeitschriften verkauft. Sein Chef, der Bischof von Nevers, zeigte sich immerhin betroffen. Auch Priester seien keine außergewöhnlichen Wesen, sondern Men

schen mit ihren Schwächen und Grenzen, meinte der Oberhirte.

Wenn selbst die katholische Kirche Pornographie nur als kleine menschliche Schwäche ansieht, dann braucht man sich auch nicht darüber zu wundern, daß die neuseeländische

Polizei Computer-Pornos nicht als Problem ansieht. Computerkundige neuseeländische Kinder können nicht daran gehindert werden, sogenannte pornographische „Love-Bytes“ anzusehen. Nach Expertenmeinung ist die Verbreitung der Computer-Pornos nicht zu kontrollieren oder zu stoppen. Sie werden über normale Telefonleitungen überspielt und können von jedem angesehen werden, der über einen Heimcomputer und ein Zusatzgerät verfügt. Das müßte man mal der Postverwaltung von Cap d'Agde an der französischen Mittelmeerküste erzählen. Dort weigern sich nämlich die aufrechten Postboten, das größte Nudisten-Camp Europas zu beliefern. Begründung: „Die Konfrontation mit dem nudistischen Milieu kann bei den Postbeamten zu einer Verletzung ihres Schamgefühls führen.“

Karl Wegmann