Verkehrschaos blieb aus

■ Inntal-Brücke hat sich beruhigt / Der Stau war „nur“ so zäh, wie inzwischen als normal gilt

Innsbruck (dpa/taz) - Das erwartete große Verkehrschaos nach dem Beinahe-Einsturz der Inntal-Autobahnbrücke bei Kufstein blieb aus. Obwohl die wichtigste Nord-Süd-Transitroute Europas ausgerechnet zum Ferienbeginn in Niedersachsen, Bremen und Berlin gesperrt werden mußte, bahnte sich die Blechlawine offenbar auf anderen Pfaden den Zugang zu südeuropäischen Ferienparadiesen. Aus der Schweiz, wo ebenfalls das Schlimmste befürchtet worden war, wurden nur die „üblichen Sommerstaus“ am Gotthard und San Bernardino gemeldet. „Angekündigte Revolutionen finden selten statt“, meinte ein Gendarm zur relativ ruhigen Verkehrslage. In Österreich kam es lediglich auf der Tauernautobahn in Salzburg zu kilometerlangen Sommerstaus. Der Zustand des abgesunkenen Brückenpfeilers hat sich stabilisiert. Seit Freitag, 17 Uhr, hat er sich nicht mehr bewegt.

Die Arbeiten unter der Brücke, die voraussichtlich erst Mitte 1991 wieder für den Verkehr freigegeben werden kann, liefen am Wochenende auf Hochtouren. Bis zum Sonntag wurden um den Pfeiler 10.000 Tonnen Steine aufgeschüttet. Neben der Bahntrasse wurden außerdem sechs Fundamente für Hilfspfeiler gegossen, die das Brückentragwerk entlasten sollen. Die Brücke soll eventuell durch die hydraulische Hebung des beschädigten Pfeilers und die Aufbringung eines Betonsockels oder einer Manschette aus Stahl und Beton saniert werden. Eine Sprengung wird nicht mehr erwogen.

Von verschiedenen Seiten wurde spekuliert, ob die Hilfspfeiler die Brücke soweit stabilisieren, daß sie schon sehr viel früher wieder befahren werden kann.