Glaubenskriege

■ Welche Konzern-Hitliste ist die aussagekräftigste?

MIT DER STATISTIK AUF DU UND DU

Berlin (taz) - Welcher Konzern ist der wichtigste im ganzen Land oder auf der ganzen Welt? Gegen jede der alljährlich zur Sommerszeit verbreiteten Hitlisten der größten Firmen gibt es methodische Vorbehalte: gegen die Ordnung nach Umsatz, nach Beschäftigtenzahlen, nach Wert, nach Gewinn.

Ein Übel, das alle bedeutenden internationalen Listen haben, läßt sich nicht aus der Welt schaffen: Die Umrechnung der Ergebnisse in eine einzelne Währung. Durch die starken Wechselkursschwankungen können Unternehmen in solchen Tabellen hochkatapultiert werden, aber auch, gänzlich „unverdient“, in der Versenkung verschwinden. Zudem sind die Bilanzierungsvorschriften weltweit uneinheitlich.

Aber auch die üblichen Listen, die nach Umsatz zusammengestellt sind, haben schwere Nachteile, die Chancen zu stundenlangen Streitereien bieten: Sie erfassen Versicherungen, Banken und Handelshäuser nicht, weil deren Prämieneinnahmen, Bilanzsummen und Umsätze mit denen von Industrieunternehmen nicht vergleichbar sind. Die Listen nach Gewinn sind wenig aussagekräftig, weil Wirtschaftsriesen mit magerem Profit unterbewertet würden, die Listen nach Beschäftigten begünstigen die arbeitskräfteintensiven Firmen.

Die nach dem Wert, also Aktienkurs mal Zahl der Aktien, ist ebenfalls nicht gegen Kritik gefeit: Die Kurswerte sind stark spekulativ bestimmt, und nur börsennotierte Unternehmen sind erfaßt. Aber hier sind Versicherungen, Banken und Handelshäuser und die privatisierten Versorgungsunternehmen dabei - die einzige statistisch halbwegs vertretbare Form, die Konzerne miteinander in Vergleich zu bringen.

diba