„...schön in den Arsch gekniffen“

■ Bei ARD und ZDF sitzen Sie in der ersten Reihe - dachten sich die meisten / taz-Umfrage: Wie war „The Wall“?

Gestern nachmittag im Freibad Prinzenstraße: Viele, die sich Samstag abend dem Roger-Waters-Streß auf dem Potsdamer Platz ausgesetzt hatten, erholten sich gestern im Freibad. Die taz fragte die Badegäste, wie das Konzert bei den Besuchern angekommen ist oder warum sie nicht zu den 200.000 gehören wollten.

Mike Hasse, 20, Kunststofformgeber: „Da war überhaupt keine Stimmung. Darum sind wir auch weggegangen. War auch viel zu leise. Noch mal würde ich da nicht hingehen. Hätte ich dafür Geld ausgegeben, fühlte ich mich schön in den Arsch gekniffen.“

Jörg Buklewski, 23jähriger Maurer: „Ich bin ohnehin kein Fan von Pink Floyd und war gar nicht interessiert reinzugehen. Aber im Fernsehen hab‘ ich das ein bißchen gesehen. Das ist mir da immer viel zu voll. Schon beim Joe Cocker ist ja soviel Gedränge gewesen, danach hab‘ ick mir gesagt: Det muß nicht unbedingt sein.“

Kürsat Altan, 26, Wirtschaftswissenschaften-Student war ganz vorne dabei: „Super, das Konzert war super, die Leute, die Stimmung, die Lichter: richtig super!“

Ute Grothe, 32, Zahnarzthelferin: „Ich war nicht dort - da wären mir wahrscheinlich zuviele Leute gewesen, ich denke, da hätte ich nicht allzuviel gesehen. Wir haben es aber auf Video aufgezeichnet. Was ich davon bisher gesehen habe, fand ich nicht unbedingt so umwerfend.“

Derihan, 19, Auszubildende: „Wir dürfen nicht einfach so irgendwo hingehen, wo wir wollen. Wir sind Mohammedaner, und Mädchen haben zu tun, was die Eltern sagen. Wir waren zu Besuch, und da haben wir was anderes gefeiert.“

Lothar Knittel, 30, Maurer aus Giessen: „'ne Karte hatten wir ja keine, aber dann hatten sie ja die Tore aufgemacht. Aber nach einer halben Stunde sind wir wieder rausgegangen: Erst mal zuviele Leute, man hat nichts gesehen, nichts gehört, zu trinken gab es sowieso nichts. Danach haben wir 'ne schöne Tour gemacht.“

Lars Bonde, 24, dänischer Geschichtsstudent, war mit drei Freunden extra nach Berlin gekommen: „Da war zuviel Show, und die Musik war nicht sehr gut, es war für das Fernsehen geplant, und das ist enttäuschend für Leute, die extra aus Dänemark kamen, enttäuschend.“

Horst Oeltze, 55, Maschinenführer: „Ich war mit der Familie auf der Bowlingbahn. Ich mach‘ jetzt Urlaub. Da ist mir zuviel Gedränge. So was sehe ich mir gerne im Fernsehen an, o.k., aber selbst hingehen?“

Nicole Goliat, 17, seit einem Jahr in West-Berlin lebende Schülerin: „Ich hab‘ das nur im Fernsehen gesehen. Ich wußte gar nichts davon. Die Fernsehübertragung war sehr schön, die Mauer, das Licht und so.“

Sabine Kappner, 32, Doktorandin: „Schrecklich, also ganz langweilig, ich war von der Musik ziemlich enttäuscht. Besonders die Stimme von Roger Waters - entweder war er krank, oder es sollte mittlerweile das Singen lassen. Ich glaub‘, für den amerikanischen Geschmack war es sicher ganz gut. Irgendwie war es brutaler und härter, als es in Wirklichkeit abgelaufen ist.“

Interviews: Rochus Görgen/ Fotos: Christian Schulz