Umweltschädlinge

■ betr.: "Deutsch-sowjetisches Umwelt-Flugzeug", taz vom 18.7.90

betr.: „Deutsch-sowjetisches Umwelt-Flugzeug“, taz vom 18.7.90

Umwelt-Flugzeuge gibt es nicht. Auch wenn die Flugzeug-Lobby noch so oft die Lüge vom umweltfreundlichen Flugzeug verbreiten läßt, wird daraus nicht die Wahrheit.

Von allen Verkehrsmitteln sind Flugzeuge die größten Umweltschädlinge: Pro beförderter Person und pro Kilometer Strecke ist ihr Energieverbrauch rund viermal so hoch wie beim PKW und rund zwölfmal so hoch wie bei der Eisenbahn, ist ihr Schadstoffausstoß mehr als doppelt so groß wie beim Auto und ca. 80mal so groß wie bei der Bahn.

Hinzu kommt, daß - anders als beim Straßen- und Schienenverkehr - das bei der Verbrennung von Treibstoff entstehende Wasser wegen der großen Flughöhe ein Schadstoff ersten Ranges ist: Wasserdampf ist in der Atmosphäre ein sehr effektives Treibhausgas. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn Wasserdampf in zehn bis zwölf Kilometer Höhe zu Kondensstreifen gefriert, die aus Eiskristallen sozusagen ein Glasdach am Himmel bilden und somit besonders kräftig den Treibhauseffekt anheizen. Endgültig perfekt wird die Klimakatastrophe durch wasserstoffgetriebene Flugzeuge, da diese pro Person und Kilometer 2,5mal soviel Wasserdampf ausstoßen wie herkömmliche Jets mit Kerosinantrieb.

Aber auch Stickoxide - die ein weiteres Treibhausgas darstellen, in niedrigen Flughöhen zum Waldsterben beitragen und in großen Höhen die Ozonschicht zerstören - entstehen beim Wasserstoff-Flugzeug, da in den Düsentriebwerken bei Temperaturen um 2.000 Grad der Wasserstoff mit der angesaugten Außenluft reagiert - und diese besteht nun mal zu 78 Prozent aus Stickstoff.

Ökologisch korrekt wäre es also gewesen, wenn Eure Überschrift „Deutsch-sowjetisches Umwelt-Zerstörungs -Flugzeug“ gelautet hätte.

Karlheinz Rößler, München (BRD)