Von der Hefe Eigenwillen

■ Fokke-Museum bringt sich den Jüngsten „mental nahe“ / Kinder backen selber

„Du hast das gut gebröselt, hervorragend gebröselt“, Hella Grashoff spart nicht mit Lob. Mit pädagogischem Geschick versucht die Lehrerin, 13 Kindern im Fokke-Museum das Brotbacken beizubringen. Auf den ersten Blick eine schier hoffnungslose Aufgabe.

Kind nehme 250 Gramm Mehl. Nachdem drei Kinder bedient sind, ist ein Kilo in den Backschüsseln verschwunden. Wunder der Logik? Die Pädagogin bringt das nicht aus dem Gleichgewicht.

Erfahrungen mit Kindern macht das Museum schon lange. Museumsdirektor Alfred Löhr: „Wir haben vor 15 Jahren die Museumspädagogik aufgebaut. Die Kinder sollen so mit Spaß und Freude spielerisch Zugang zum Museum bekommen.“

Kind mache nun eine Mulde in das Mehl und gebe Milch, Hefe und Zucker hinein. Unter einem Handtuch soll der Teig nun gehen. Ein Mädchen wird neugierig: „Darf ich mal drunter gucken?“ - „Ääh, das stinkt“. Hella Grashoff eilt dem Teig zur Hilfe.

Zehn Mädchen und drei Jungen sind es, die im Fokke-Museum die Backkunst erlernen wollen - von Quotenregelung keine Spur. Die Kinder im Fokke-Museum sind schon vorgebildet: Am Tag zuvor waren sie in der Oberneulander Mühle. Zwar wissen sie nun, wie Korn gemalen wird, doch für ihre Backkunst nehmen sie Auszugsmehl.

Kind nehme jetzt ein Ei. Der neunjährige Tobias eilt seinen älteren Freunden zur Hilfe, Eier haben sie noch nie in die Schüssel geschlagen. Nun noch etwas But

ter dazu - und schon landen die Hände im Teig: „Bah, ich krieg das nicht von meinen Fingern ab.“ 13 Kinder versuchen sich von der klebrigen Masse zu befreien, den wenigsten gelingt es ohne Hilfe.

„Wir wollen bei den Kindern das Museum mental verankern“, Alfred Löhr erklärt seine Absicht: „Wir versuchen damit Geschichte zu vermitteln.“ Und weiter: „Das ist sicherlich schwierig für die Kinder, je kleiner sie sind, desto schwieriger.“

Und wieder muß der Teig unterm Handtuch gehen. Die Kinder fügen sich der eigenwilligen Hefe. Für Hella Grashoff ist dies der spannendste Moment: „Ich schlottere morgens nur so rum, ob der Teig auch aufgeht.“ Diesmal hat die Pädagogin Glück. Schnell sind die Brötchen und Brote ge

knetet und aufs Blech gelegt.

Nach Angaben des Museums direktors sind die Kurse für Kinder stets ausgebucht. Die Vormittagskurse finden nur in der Ferienzeit statt, „außerhalb der Ferien sind die Kinder immer verplant“.

Erstaunen auf den Gesichtern der Museumsbesucher: 13 Kinder laufen mit Backblechen an den historischen Gemälden vorbei durch die Hintertür der Ausstellungshalle. Ihr Ziel ist der aus Lehm geformte Holzofen auf der Museumswiese. Nach fünfzehn Minuten sind die kleinen Kunstwerke fertig. Den Kindern schmeckt es. Tobias auf die Frage, warum er mitgemacht hat: „Mein Freund war angemeldet und hat bei mir geschlafen, da bin ich mitgekommen.“

Thomas Heuzeroth