Einen Monat ohne Auto leben

■ Uni-Projekt sucht TeilnehmerInnen für ein Auto-Verzicht-Experiment

Macht das Auto wirklich beweglicher? Macht Fahrradfahren die Fortbewegung zum Erlebnis? Kommen eingefahrene AutobesitzerInnen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln klar? Verlängern Bus und Bahn die nutzlose Transportzeit oder beginnt in ihnen schon die Freizeit? - Wer sich diese Fragen schon immer mal beantworten wollte, hat jetzt Gelegenheit, es tatsächlich zu tun und dabei auch noch der Wissenschaft zu dienen: Ein Uni-Forschungsprojekt sucht sechs Bremer Haushalte, die bereit sind, für einen Monat auf ihr Auto zu verzichten.

Das Experiment soll ab Anfang September vier Wochen lang dauern. Für diese Zeit muß das Auto stehen bleiben. Und dann heißt es zu Fuß gehen, Fahrradfahren und in die Straßenbahn steigen. „Bremer Karten“ werden den Experiment -TeilnehmerInnen zur Verfügung gestellt. Zur wissenschaftlichen Auswertung und zum eigenen Erkenntnisgewinn müssen die Erlebnisse der autolosen Zeit abends in einen kleinen Fragebogen eingetragen werden: zurückgelegte Wege, Verkehrsmittel, Wartezeiten, besondere Umstände...

Die beiden SozialwissenschaftlerInnen Hiltrud Burwitz und Henning Koch, die das Experiment im Auftrag des „Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung Nordrhein -Westfalen“ durchführen, haben für die Reflexion der autolosen Zeit auch einige offene Fragen formuliert, die den Experiment-TeilnehmerInnen helfen sollen, Veränderungen im Verkehrsverhalten zu registrieren. „Es heißt ja immer, das Auto würde einen mobil und aktiv machen. Tatsächlich sind die täglichen Aktivitäten mit Auto aber vielleicht gar keine anderen als ohne, und nur ihr Radius, in dem sie stattfinden, ist größer“, vermutet Hiltrud Burwitz ein mögliches Ergebnis des Experiments. „Der Nahraum wird plötzlich wichtiger - zum Einkaufen, Spazierengehen, für die Freizeit“, hat die Sozialwissenschaftlerin an sich selbst beobachtet, seit sie ihr Auto stehen läßt.

Die Tagebücher der Auto-Verzichter sollen anschließend zusammen mit denen zweier Vergleichsgruppen ausgewertet werden - drei Haushalte, die noch nie ein Auto hatten und drei Haushalte, die ihr(e) Auto(s) weiterbenutzen. „Wir machen eine Pilotstudie. Die Ergebnisse werden natürlich nicht repräsentativ sein“, sagt Henning Koch, „aber sie könnten dazu dienen, später einmal systematisch die Reduzierungsmöglichkeiten der PKW-Benutzung zu erforschen.“ Am Ergebnis hat die BSAG bereits Interesse geäußert - auch um ihre Marketing-Strategien zu verbessern.

Ase

Interessenten können sich telfonisch melden: 218-2295, Montags bis Freitags von 10 bis 15 Uhr.