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Das Berliner Wasser ist noch nicht knapp

■ Die Wasser-Betriebe müssen Investitionen zurückstellen, weil die Sozialdemokraten die Tarife nicht erhöhen wollen

West-Berlin. Trotz der Hitze der letzten Tage hat der tägliche Wasserverbrauch in West-Berlin noch nicht den Spitzenwert von 1989 erreicht. Am vergangenen Freitag flossen 874.000 Kubikmeter durch Westberliner Wasserhähne. Der Höchstverbrauch 1989 lag hingegen bei 929.400 Kubikmeter, teilten die Berliner Wasser-Betriebe (BWB) am Montag bei der Vorstellung des Geschäftsberichts für 1989 mit. Der geringere Verbrauch ist nach Angaben des Kaufmännischen Geschäftsleiters Ortwin Scholz auf Spartechniken bei Haushaltsgeräten, sorgsameren Umgang der Industrie mit Wasser und das steigenden Umweltbewußtsein der Bevölkerung zurückzuführen. Im Jahresdurchschnitt ist der Wasserverbrauch pro Kopf von 160 Liter nicht gestiegen.

Das Geschäftsjahr 1989 sei „insgesamt zufriedenstellend“, hieß es. Die Bilanz ist im Bereich der Wasserversorgung ausgeglichen, im Bereich der Entwässerung wurde ein Gewinn von 64 Millionen Mark verbucht. Das Geld soll im Umweltschutzbereich investiert werden.

Kritik übten die Wasser-Betriebe an einer mangelnden Einbindung in die Regionalplanung für das Berliner Umland. Bei der Grundwassergewinnung, der Abwasserentsorgung und Reinigung würde das Unternehmen, so der Technische Geschäftsleiter Heinz Tessendorff, Pläne und Beschlüsse „erst aus der Zeitung“ erfahren. Spätestens 1991 stehe die Fusion von West- und Ostberliner Wasser-Betrieben an, und die jetzt entschiedenen Konzepte müßten von den Gesamtberliner Wasser-Betrieben realisiert werden.

Probleme haben die Wasserwerker mit der Senatsentscheidung, die Wasserpreise in West-Berlin zunächst konstant zu halten, um die „Schere zwischen Ost- und West-Wasserpreisen nicht noch größer“ werden zu lassen. Für 1991 geplante Investitionen in Höhe von etwa 90 Millionen Mark müßten deshalb gestrichen werden, klagen die Wasser-Betriebe. Man könne eben „schon verstehen“, daß die Regierung so kurz vor den Wahlen „keine Lust“ auf Tariferhöhungen habe, meinte der Sprecher der Betriebe, Rudolf. Zur Zeit liegt der Preis im Westteil bei durchschnittlich 1 Mark 30 pro Kubikmeter, im Ostteil zahlt der Verbraucher 25 Pfennig, die Industrie bis zu 1 Mark 50.

dpa/taz

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