piwik no script img

Araberjagd in Israel

Tel Aviv (taz) - Bei gewalttätigen Ausschreitungen israelischer Demonstranten gegen die palästinensische Bevölkerung Ostjerusalems sind am Montag mindestens elf Palästinenser verletzt worden. Etwa 10.000 Israelis gingen nach Polizeiangaben zum Teil mit Steinen und Stöcken bewaffnet auf Palästinenser los, schlugen auf Autos mit arabischen Nummernschildern ein und setzten unter den Rufen „Tod allen Arabern!“ und „Rache!“ einige Wagen in Brand. Auch Journalisten und Pressefotografen wurden angegriffen. Wenige Stunden zuvor hatte die Polizei die verstümmelten Leichen von zwei israelischen Jugendlichen gefunden, die nach Mutmaßungen der israelischen Behörden am vergangenen Samstag von Palästinensern entführt und getötet worden sind.

Die Angriffe auf Araber fanden in verschiedenen Vierteln Jerusalems statt. Jagd wurde vor allem auf arabische Arbeiter gemacht, die in Bussen von der Arbeit nach Hause fuhren. Auf der Hauptstraße, die von Jerusalem nach Betlehem führt, wurden drei arabische Autos in Brand gesteckt. Mehrere Fahrzeuge wurden zerstört. Die Insassen konnten nur durch Flucht der drohenden Lynchjustiz entkommen.

Die Demonstranten verlangten zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen in den neuen jüdischen Vorstädten, in der Umgebung von Jerusalem und in den arabischen Dörfern und Städten der Westbank. Die israelischen Behörden erwägen prompt, arabische Fahrzeuge aus Ostjerusalem mit besonderen Kennzeichen zu versehen.

In Hebron wurde am gleichen Tag die Palästinenserin Aziza Salem Dschabar aus einem vorbeifahrenden Auto jüdischer Siedler erschossen, ihr Begleiter Nadschah Dschabar schwer verletzt.

Gestern trat die Knesset zu einer Sondersitzung zusammen. Die Morde an den beiden Israelis wurden von allen Abgeordneten des Parlaments verurteilt.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen