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Aus für das „Sklavenschiff“ Olsen-Reederei gibt auf:

■ Gewerkschaften waren gegen Billigflaggenschiff „Black Prince“ erfolgreich

Aus Oslo Reinhard Wolff

Nach knapp zweimonatigen Auseinandersetzungen mit Gewerkschaften in Schweden und Dänemark hat die norwegische Fred. Olsen-Reederei klein beigegeben. Diese Woche wurde das Billigflaggenschiff „Black Prince“ aus dem Verkehr gezogen. Seit Anfang Juni hatte das „Sklavenschiff“ die Route zwischen Göteborg und Kopenhagen, mit einzelnen Abstechern nach Rostock, befahren - praktisch kein einziges Mal ohne Proteste, Demonstrationen und Blockadeaktionen. Dieser gewerkschaftliche Einsatz hat nun schneller als erwartet Wirkung gezeigt.

Die im norwegischen Zweitregister (NIS) registrierte „Black Prince“ war das erste Schiff, das mit fast ausschließlich billig entlohnter philippinischer Besatzung den regelmäßigen Fährverkehr innerhalb Skandinaviens aufgenommen hatte. Von der etablierten norwegischen Reederei, die unter anderen auch den Fährverkehr zwischen Norwegen, Dänemark und Großbritannien sowie zur Insel Gomera betreibt, wurde es ausdrücklich als Versuchsballon gestartet. Ziel war, das Monopol der skandinavischen Seeleutegewerkschaften zu knacken, die bislang im wesentlichen die Tarifverträge und die Bemannung/frauung auf den Fährschiffen kontrolliert haben. Die nahmen aber den Kampf auf gegen den Versuch, auch im Fährverkehr die einheimischen Seeleute zugunsten billiger ausländischer Arbeitskraft zu verdrängen.

Bei diesem Kampf geht es um die Frage, ob für alle Beschäftigungsverhältnisse die inländischen Tarifverträge gelten, auch wenn ausländische Arbeitskraft von ausländischen Firmen eingesetzt wird. In letzter Zeit hatten sich die Fälle gehäuft, in denen versucht wurde, dieses Prinzip zu unterlaufen. Zu Reparaturarbeiten in einem nordschwedischen Stahlwerk hatte ein bundesdeutsches Unternehmen 166 Arbeiter aus Ungarn eingesetzt, die auf ungarischem Lohnniveau - ein Zehntel des schwedischen entlohnt wurden. Die Gewerkschaften intervenierten mit Erfolg: Die ungarischen Arbeiter erhielten eine Lohnerhöhung von 1000 Prozent. Ähnliches ereignete sich kürzlich mit 25 thailändischen Arbeitern, denen bei einer Arbeitszeit von täglich zwölf Stunden umgerechnet 80 Pfennig Stundenlohn gezahlt worden waren. Verständlich, daß auch Metall- und Baugewerkschaften den Boykott der „Black Prince“ schnell zu ihrer eigenen Sache machten.

Aktionen wurden entfaltet, die nicht nur stetig intensiver wurden, denen sich auch immer mehr Einzelgewerkschaften in Schweden und Dänemark anschlossen, zuletzt sogar in der DDR: Am letzten Wochenende weigerten sich Schauerleute im Rostocker Hafen, das Schiff zu versorgen. Mehrmals konnte die „Black Prince“ in den letzten Wochen überhaupt nicht am Kai von Göteborg anlegen, da GewerkschaftlerInnen die Anlegestellen blockierten.

Vor allem aber mit der Weigerung, das Schiff mit Lebensmitteln, Alkohol, Treibstoff zu beliefern, den Abfall und das Altöl zu entsorgen, Reparaturen durchzuführen, ja überhaupt in Reisebüros Buchungen für eine Passage entgegenzunehmen, haben die dänischen und schwedischen Einzelgewerkschaften den Kampf gewonnen. Die Aufrechterhaltung eines ordnungsgemäßen Betriebs wurde immer schwieriger - fast nur noch Firmen mit nicht organisierten Beschäftigten wollten zuletzt noch für das „Sklavenschiff“ arbeiten - und immer teurer.

Hinzu kamen Zweifel an der Sicherheit des Schiffes. Hatte sich die Aufnahme des Linienverkehrs der „Black Prince“ schon verzögert, weil die schwedische Seesicherheitsbehörde eine umfassende Mängelliste vorlegte, wurde auch letzte Woche das Schiff von der gleichen Behörde am Ablegen gehindert. Begründung: Das Schiff sei in „einem schlechten Zustand“: Bemängelt wurde unter anderem ein ölverschmutzter Maschinenraum mit erhöhtem Explosionsrisiko und funktionsuntüchtige Schotten, die die Schwimmfähigkeit des Schiffes in einem Unglücksfall beeinträchtigen würden.

Daß all dies dazu führte, daß sich durchweg weniger Passagiere als Besatzungsmitglieder auf der „Black Prince“ tummelten, vermag da nicht mehr zu verwundern. Oft ließen sich nicht einmal 20, in einem Fall nur sieben Passagiere von den 120 philippinischen BesatzungsmitgliederN bedienen, nur selten zählte die Passagierliste mehr als 50 Personen dies bei einer Kapazität von 600 Plätzen. Ein Millionenverlustgeschäft für die Fred.-Olsen-Linie, die sich allerdings weigert, genaue Minuszahlen zu nennen.

„Wir können angesichts der Gewerkschaftsaktionen die Sicherheit von Passagieren und Besatzung nicht mehr voll garantieren“, war die Begründung der Reederei für den Stopp des „Sklavenschiffs“. „Eine glatte Lüge“, kommentiert Lennart Jonsson, schwedischer Seeleutegewerkschaftsboß. Der Versuchsballon war offensichtlich zu teuer geworden. Diesmal noch.

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