Auschwitz und die Leichenarithmetik

■ Die Zahl der im Lager ermordeten Menschen ist weit geringer als bisher gesagt / Das ändert nichts an der Singularität des Ortes / Aber über Fakten muß gesprochen werden, um nicht den Geschichtsrevisionisten das Feld zu überlassen / Die jetzt veröffentlichten Zahlen sind seit Jahrzehnten bekannt

Von Götz Aly

Die Zahl der im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordeten Menschen wurde kürzlich amtlich korrigiert: Nicht, wie bisher gesagt und am Ende der Rampe von Birkenau in Granit gemeißelt, vier Millionen, sondern etwa eineinhalb Millionen sind dort ermordet worden. Exakt nachweisen läßt sich der Tod 1,1 Millionen Menschen. Aber kein Gefühl der Erleichterung greift Platz.

Wozu diese Leichenarithmetik? Wozu, wenn doch klar ist, daß Auschwitz in der gesamten Geschichte der Menschheit seinesgleichen nicht hat? Was ändert sich an diesem Ort, wenn dort zweieinhalb Millionen Menschen weniger ermordet wurden als bisher behauptet? Nichts! Ändert sich wirklich nichts? Immerhin hat der Papst zweimal zweieinhalb Millionen Menschen zuviel seinen speziellen Segen erteilt, der frühere polnische Staatspräsident Josef Cyrankiewicz - selbst ein Überlebender des Lagers - zweieinhalb Millionen zuviel den höchsten Orden der Volksrepublik (posthum) verliehen.

An den absoluten Zahlen ändert sich nichts

Auschwitz ist zum Symbol geworden. Zum Symbol für den Mord an den europäischen Juden, an den Sinti und Roma, an polnischen Männern und Frauen. Auschwitz ist Symbol für das, wozu Deutsche fähig sind: Diskriminierung, Erfassung und Abschiebung; Rampe, Gaskammer, Vernichtung durch Arbeit, Folter. Nirgends wurden Menschen in so großer Zahl so erniedrigt wie dort. Nirgends sonst wurde jemals eine derart hemmungslose Verwertung der Lebendigen und der Toten betrieben: Barrenweise ging das aus ihren Zähnen herausgeschmolzene Gold an die Rechtsvorgängerin der Deutschen Bundesbank; ein ökologisches Pilotprojekt, eine Biogasanlage, war 1945 im Rohbau fertig, um den Fuhrpark der SS statt mit knappem Benzin mit einem Gas am Laufen zu halten, das aus den Exkrementen der Häftlinge gewonnen werden sollte.

Zweifelsfrei steht fest: Auschwitz, wie wir es aus den Dokumenten, Prozessen, den Berichten der Überlebenden kennen, das war grauenhaft, sprengt alle Möglichkeiten der Vorstellungskraft und der Darstellung. Zweifelsfrei steht auch fest: Die absoluten Zahlen der von Deutschen im Zweiten Weltkrieg ermordeten Menschen ändern sich durch die Revision der Ziffern auf der Gedenktafel in Auschwitz-Birkenau nicht. Das gilt auch und besonders für die Gesamtzahl der ermordeten jüdischen Männer, Frauen und Kinder. Im übrigen: Je gründlicher in der historischen Forschung einzelne Komplexe aufgerollt werden, desto mehr Tote werden als Opfer einzelner deutscher Vernichtungsaktionen gezählt. Allerdings wird auch dabei weiterhin leichtfertig mit Zahlen hantiert: So kursiert seit einigen Jahren die Zahl „eine halbe Million“, wenn es um die Ermordung der Sinti und Roma geht; nachweisbar ist der Tod von etwa 277.000 Menschen. Ähnliches geschieht bei der Addition von Opfern der „Euthanasie„ -Morde.

Es muß über die einzelnen Fakten gesprochen werden. Wo es notwendig ist, müssen sie geklärt werden. Auch dann, wenn sie Auschwitz betreffen. Es ist schlichtweg verantwortungslos, dieses Feld den Geschichtsrevisionisten, Neonazis, Unbelehrbaren und einer ganz neuen Sorte polnischer, baltischer und sowjetischer Opportunisten zu überlassen. (Die aus der DDR werden nicht lange auf sich warten lassen.) In der Sowjetunion ist es modern geworden, Hitler gegen Stalin in Schutz zu nehmen; Ernst Nolte braucht für vergleichende Relativierung deutscher Verbrechen nur auf die nächsten Enthüllungen in der 'Moskau News‘ zu warten; ein polnischer Student, der in der Gedenkstätte Auschwitz gearbeitet haben will, kann in der 'New York City Tribune‘ als angeblicher Insider schreiben: „Geschichten von Auschwitz zu erzählen, bedeutet: Resultate zu erzielen... beispielsweise ein 25-Cents-Trinkgeld.“ Unter den Angestellen der Gedenkstätte würde gewettet, wann oder ob bestimmte Dokumente, die der offiziellen Lagergeschichte widersprechen, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Eines dieser Dokumente ist eine genau datierte amerikanische Luftaufnahme des Lagers aus dem Jahr 1944, die belegen soll, daß an einem Tag, an dem besonders viele Menschen ermordet wurden, keines der Krematorien rauchte. Ein anderes angebliches Beweismittel ist ein 200 Seiten starkes Gutachten des Amerikaners Fred A. Leuchter, der an Hand chemischer Analysen von Mörtelproben aus den Resten der Gaskammern von Auschwitz und Majdanek bestreitet, daß dieses Gemäuer jemals mit dem Blausäuregas ZyklonB in Berührung kam.

Die speziell engagierte Presse der Bundesrepublik betituliert diesen Herrn als „US-Hinrichtungs -Gaskammerexperten“. Sie stützt sich auf den britischen Historiker David Irving, der dem bundesdeutschen Fernsehprofessor Eberhard Jäckel schon einmal eine empfindliche Niederlage beibrachte, als er die von Jäckel für echt erachteten sogenannten Hitler-Tagebücher sofort als Fälschung zurückwies. Das rechte Pressespektrum gibt sich differenziert und schon beinahe seriös. Nur privat ist vom Kampf gegen „Holocaustdogmatiker“,“ Geschichtsverdreher“ die Rede. Eine Schlagzeile „Die Lüge von 4 Millionen Auschwitz -Toten“ verträgt sich heutzutage locker mit deutsch-national vereinnahmten „Frühlings- und Liebesliedern von Mendelssohn -Bartholdy“ und einem durchaus respektvollen Beitrag „Zum Tode von Dr. Bruno Kreisky“.

Die Revisionisten verzeichnen Erfolge. Das Bundespräsidialamt schrieb ihnen zum Thema „Leuchter -Report“: „In der Sache selbst kann der Herr Bundespräsident nichts sagen. Sie widerspricht allen bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Der Herr Bundespräsident wird jedoch die Diskussion hierüber sehr aufmerksam verfolgen“ (23.10. 1989). Das Bundesjustizministerium ist der Meinung, „daß es sich bei dem eigentlichen 'Leuchter -Report‘ um eine wissenschaftliche Untersuchung handelt“ (13.3. 1990).

Anekdötchenerzählen

als „Zeitzeugenschaft“

Die Erfolge der Geschichtsrevisionisten erklären sich aber auch dadurch, daß sich deutsche HistorikerInnen um zentrale Fragen der Zeitgeschichte drücken, daß sie beispielsweise zu Auschwitz nicht ein einziges wichtiges Buch geschrieben haben, kein Standardwerk zur Judenverfolgung geschaffen haben. Viele verlieren sich in Details oder lassen entsprechend einer neueren Mode - Fakten ganz beiseite. Die Geschichtsrevisionisten stützen sich auch auf den Verfall historiographischer Methoden, der inzwischen soweit gediehen ist, daß jedes Anekdötchenerzählen seniler Herrschaften mir nichts dir nichts zur „Zeitzeugenschaft“ geadelt werden kann. Ganz entscheidend aber stützen sich diese Erfolge auf eine sich selbst als „kritisch“ verstehende deutsche Öffentlichkeit, die unfähig ist, den Nationalsozialismus mit samt den Konsequenzen zu diskutieren, sondern dieses geschichtliche Ereignis als Monstranz vor sich herträgt. Es als politisierte Ersatzreligion benutzt - zur Demonstration eigener Grundüberzeugung und zum Beweis dafür, daß man selbst auf die bessere Seite der Menschheit abonniert sei. Wie könnte man es wagen, diese heilige Handlung ausgerechnet mit Fakten zu stören, noch dazu mit nackten Zahlen. „So geht“ nämlich, schrieb uns ein aufgebrachter Leser, das „Gespür für die Opfer verloren“.

Franciszek Piper, Direktor der historischen Abteilung in der Gedenkstätte Auschwitz, gab vor gut vier Wochen in einem Interview mit der polnischen Zeitung 'Gazeta Wyborcza‘ bekannt, in Auschwitz seien mit Sicherheit 960.000 Juden ermordet worden, 70.000 Polen, 21.000 Sinti und Roma, 15.000 sowjetische Kriegsgefangene. „Es handelt sich dabei“, so Piper weiter, „um Mindestzahlen, die auf den Häftlingslisten, den Briefwechseln im Zusammenhang mit den Transporten und Statistiken über die Ghettos in vielen Ländern Europas beruhen.“ Die endgültigen Ergebnisse seiner Untersuchung würden Anfang 1991 gemeinsam von der Gedenkstätte Auschwitz und dem historischen Institut der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem bekanntgegeben. Der israelische Historiker Yehuda Bauer warnte bereits im letzten Jahr vor den überhöhten Zahlen und erklärte im letzten September in der 'Jerusalem Post‘: „Rund 1,6 Millionen Menschen verschiedener Nationalitäten wurden in dem Lagerkomplex Auschwitz ermordet. Schätzungsweise 1,35 Millionen von ihnen waren Juden...“ Flankiert wurde Pipers Schritt auch durch eine verdienstvolle Untersuchung des Münchner Instituts für Zeitgeschichte. Erstellt von Angelika Schardt, geleitet von Wolfgang Benz, der demnächst Direktor des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung wird. In Polen stützte sich Piper zur Absicherung seines Schrittes in die Öffentlichkeit auf eine Historikerkommission, die die polnische Kulturministerin Cywinska vor einem Jahr eingesetzt hatte, und der ein so international renommierter Sozialhistoriker wie Waclaw Dlugoborski angehört. Die Veröffentlichung der neuen - und wie gleich gezeigt werden wird - alten Zahlen, hat einen kleinen Schönheitsfehler: Es ist der antisowjetische Zungenschlag, mit dem behauptet wird, da die Russen bis heute noch nicht alle Dokumente über das Lager (und erst vor zwei Jahren einige Sterbebücher) herausgegeben hätten, könne man erst jetzt die richtigen Zahlen ermitteln. Das ist unredlich.Dem jetzigen Schritt in die Öffentlichkeit war ein mehrjähriges Tauziehen vorangegangen.

Das Interview Pipers fiel fast auf den Tag genau mit dem Rücktritt des langjährigen „kommunistischen“ Direktors der Gedenkstätte, Kazimierz Smolen, zusammen. Er hatte sich tatsächlich bis zuletzt geweigert, die korrigierten Zahlen zu veröffentlichen. Was immer die Motive und Zwänge Smolens gewesen sein mögen (den Abgang, den man ihm jetzt bereitet hat, verdient er in keinem Fall), kommt doch gerade ihm das Verdienst zu, die „neuen“ Zahlen vor Jahr und Tag veröffentlicht zu haben, wenn auch in etwas kryptischer Form. In den von Smolen herausgegebenen 'Heften von Auschwitz‘ publizierte die Historikerin Danuta Czech in den Jahren 1959 bis 1963 das Kalendarium von Auschwitz (seit 1989 bei Rowohlt). Akribisch rekonstruierte sie den Ablauf der einzelnen Tage des über vier Jahre lang bestehenden Lagers, die Zahl der Neuzugänge, der Judentransporte des Reichssicherheitshauptamtes und der Toten. Auch wenn man Czech in Detailfragen Nachlässigkeiten vorgeworfen hat und sie es versäumte, das Kalendarium immer wieder auf den neuesten Stand zu bringen, so ergibt sich die jetzt für amtlich erklärte Zahl im Prinzip aus ihrer Arbeit. Dokumente aus sowjetischen Archiven benötigte Czech für dieses Grundlagenwerk nicht. Die jetzt veröffentlichten Zahlen sind nicht das Ergebnis neuerer Forschungen, schon gar nicht solcher von Piper. Sie stimmen annähernd mit frühen Schätzungen überein, etwa denen von Gerald Reitlinger (1953), Raul Hilberg (1961) und den Angaben, die Martin Broszat als Gutachter im Frankfurter Auschwitzprozeß machte (1965). Sie gingen alle davon aus, daß etwa 1,1 Millionen Juden ermordet wurden.

Am gründlichsten - und, nebenbei gesagt, mit dem Ziel, französischen Rechtsradikalen das Wasser abzugraben - setzte sich der Historiker Georges Wellers mit dem Zahlenproblem auseinander. Unter dem Titel Essai de determination du nombre de morts au camp d'Auschwitz veröffentlichte er 1983 in der 'Monde Juif‘ eine genau fundierte Hochrechnung. Seine wesentliche Grundlage bildeten die Vorarbeiten von Czech. Als besondere Schwierigkeiten führt Wellers an, die prinzipielle Geheimhaltung und Tarnung des Mordes an den europäischen Juden durch die SS und die Schwierigkeit, die Deportationsziffern zu rekonstruieren. Ziel seiner Untersuchung war es'die Minimalzahl der Ermordeten zu ermitteln. Sie ist notwendigerweise niedriger als die tatsächliche Zahl, aber nicht wesentlich niedriger. Im Ergebnis seiner Hochrechnung kam Wellers auf 1.470.000 ermordete Menschen in Auschwitz.

Die Abweichungen zwischen den einzelnen Schätzungen von Hilberg, Wellers, Bauer oder Piper ergeben sich in aller Regel aus der Schwierigkeit, die sehr hohe Zahl der nach Auschwitz deportierten ungarischen Juden genau festzulegen und sie gegen die Zahl der dort wirklich ermordeten ungarischen Juden abzugrenzen. Auschwitz war im Jahr 1944 nämlich nicht nur das größte deutsche Vernichtungslager, es war zugleich ein riesiges Zwangsarbeitslager und eine Drehscheibe zur Umverteilung jüdischer Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in andere Lager. Daher die relativ hohe Zahl derer, die damals äußerst kurze Zeit Häftlinge in Auschwitz waren und den Völkermord als Arbeitssklaven in anderen Lagern überlebten. (Aus dieser Perspektive berichtete auch Lili Segal in ihrem Leserinbrief vom 26.7.) Insgesamt überlebten nach der Mitteilung Pipers 223.000 Menschen das Lager, bislang ging man von 65.000 aus.

Aber kaum daß Piper „im Namen der historischen Wahrheit die Zahl der Opfer verringert“, beginnt sich eine neue Unwahrheit einzuschleichen. Der polnische Publizist Ernest Skalski propagierte sie im 'Spiegel‘ so: Der Irrtum „war auch das Werk anderer Mörder, die daran ein Interesse hatten, die Schuld ihrer Konkurrenten auf dem Gebiet des Völkermordes noch grausiger darzustellen, als sie tatsächlich war.“ Gemeint ist zweifelsohne die stalinistische Sowjetunion. Skalskis Verdächtigung, steht in offenkundigem Widerspruch zu der Tatsache, daß die zahlreichen Berichte sowjetischer Kommissionen über deutsche Kriegsverbrechen, äußerst sorgfältig und genau ausgearbeitet sind. Da eine solche Verdächtigung aber im Trend liegt, hat sie gute Chancen, zur Legende zu werden. Es lohnt sich daher ein zweiter Blick in die Arbeit von Wellers, der sich auch damit auseinandersetzt, wie es zu den übertrieben hohen Zahlen kam:

1945 ging ein offizieller Bericht des französischen Office de Recherches des Crimes de Guerre davon aus, daß die Zahl von acht Millionen Toten in Auschwitz als „keinesfalls übertrieben“ erscheine. Drei Überlebende, jüdische Häftlinge, hatten 1945 in Frankreich Zeugenaussagen über Auschwitz gemacht: Der eine bezeugte sieben Millionen Tote, der andere sprach von vier bis viereinhalb Millionen Verschwundenen, der dritte von vier Millionen. Diese Zahl bestätigte auch der Überlebende Heinrich Tauber im Prozeß gegen Rudolf Höß vor dem Obersten Volksgerichtshof in Warschau. Tauber war einer der wenigen Überlebenden des Sonderkommandos, das die Leichen verbrennen mußte. Ihm traute man besonders exakte Angaben zu. Höß sprach zunächst von drei Millionen Toten, später von eineinhalb Millionen. Die Anklageschrift warf ihm die Verantwortung für den Tod von 4.312.000 Menschen vor, zum Tode verurteilt wurde er wegen der Mitverantwortung für den Tod von 2.812.000 Menschen. In der Urteilsbegründung schrieben die Richter des Obersten (polnischen) Nationalgerichtshofes: „Die Zahl von 2,5 Millionen Opfern des Konzentrationslagers Auschwitz ist zweifelsohne als erwiesen anzusehen. Es ist die Mindestzahl der Opfer. Denn unter Berücksichtigung der Aussagen von Zeugen und des Sachverständigen, Ingenieur Dawidowski, sowie unter Berücksichtigung der Erhebungen der Außerordentlichen Sowjetischen Regierungskommission könnte eine Höhe von drei bis vier Millionen Opfern mit aller Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden.“

Irrtum und Traumader Überlebenden

Die weit überhöhten Zahlenangaben über die in Auschwitz ermordeten Menschen sind nicht das Werk stalinistischer Propagandaleute, sondern Teil der entsetzlichen Realität des Lagers. Insofern sind sie weder „erfunden“ noch „gelogen“. Sie sind, wie Wellers schreibt, „dem Trauma geschuldet, dem Schock unter dem die Überlebenden während der ersten Jahre nach dem Krieg, nach dem Ende ihres Alptraums stehen mußten“. Und in gewisser Weise beschreiben die überhöhten Zahlen sehr realistisch die Perspektive, die die Rassen- und Bevölkerungspolitiker des damaligen Deutschland noch im Sinn hatten: Als Auschwitz am 27.Januar 1945 von sowjetischen Infantristen befreit wurde, fanden sich Pläne, die zeigten, daß das Lager erst ein Drittel seiner vorgesehenen Größe erreicht hatte. Der Stadtbaumeister der „deutschen Stadt Auschwitz“, Hans Stosberg (später der erfolgreiche und hochgeehrte Schöpfer des modernen Hannover), ging 1943 davon aus, daß das Lager noch mindestens zehn bis zwanzig Jahre „Bestandteil der Region“ bleiben würde. Und als Josef Mengele 1944 gefragt wurde, „wann hört all diese Vernichtung einmal auf?“ antwortete er: „Es geht immer weiter, immer weiter!“