Unseriöser „Erfolg“

■ Frau Riedmüller lobt sich für den Numerus clausus

KOMMENTAR

Die aufgeregte Diskussion um den möglichen Ansturm von DDR -StudentInnen auf die ohnehin überfüllten Westberliner Hochschulen hat sich als Sturm im Wasserglas erwiesen: Die Bewerberzahlen bleiben weit unterhalb der düsteren Prophezeiung der bildungspolitischen Schwarzmaler. Mit mindestens 10.000 Bewerbern war für das Wintersemester gerechnet worden, tatsächlich beworben haben sich bis jetzt für die zulassungsbeschränkten Fächer 1.800. Die Bewerbungsfrist für diese Fächer ist längst abgelaufen. Die wenigen Studiengänge ohne Zulassungsbeschränkung, die es noch gibt, werden kaum ins Gewicht fallen, wurde doch von der Wissenschaftssenatorin ein nahezu flächendeckender Numerus clausus verordnet. Die Entscheidung war schon im Vorfeld heftig umstritten, aus der eigenen Partei und der größten Berliner Universität kam erbitterter Widerstand - zu Recht. Die Regulierung der Hochschulausbildung über administrative Maßnahmen ist seit den siebziger Jahren ein politisches Reizthema.

Dessen ungeachtet pries Frau Riedmüller gestern die Maßnahme erneut als politischen Erfolg. Aus den Zahlen ist dieser „Erfolg“ nicht abzulesen: Selbst wenn der NC manchen abgeschreckt haben mag, ist das Interesse von DDR -StudentInnen an einem Studienplatz West viel geringer als von der Wissenschaftsverwaltung prognostiziert. Über die Gründe kann nur spekuliert werden, alles andere ist unseriös. Daß in den Zeiten, in denen sich für DDR -StudentInnen endlich die Hochschulen öffnen, ihrem möglichen Interesse durch Verwaltungsmaßnahmen begegnet wird, ist kleinkariert genug. Abschreckend ist die Zulassungsbeschränkung auch für West-StudentInnen. Der Verdacht, daß durch die DDR-Hintertür ein flächendeckender NC eingeführt werden sollte, erhält jetzt seine Bestätigung. Ein politischer Erfolg der nicht gerade erfolgreich agierenden Wissenschaftssenatorin?

Kordula Doerfler