Potsdamer Denkmal für den unbekannten Deserteur

Berlin (taz) - Das in der BRD umstrittene „Denkmal für den unbekannten Deserteur“ kommt nach Potsdam: Wie die Stadtverordnetenversammlung der Garnisonsstadt am Mittwoch beschloß, soll das Mahnmal des türkischen Künstlers Mehmet Akzoy am 2. September, in Potsdam aufgestellt werden. Einen Tag zuvor, am Weltfriedenstag, dem Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen, wird das Denkmal in West-Berlin zu sehen sein.

Damit bekommt der 12 Tonnen schwere Marmorblock zum ersten Mal einen festen Platz - denn um das Denkmal für die rund 16.000 von den Nazis ermordeten „Wehrkraftzersetzer“ und „Fahnenflüchtige“ hatte es seit 1989 heftigen Streit in der Noch-Hauptstadt Bonn gegeben. Oberbürgermeister Daniels hatte die Aufstellung des Mahnmals mehrfach verhindert, Verwaltungsgericht und Oberverwaltungsgericht waren mit der Sache befaßt. Am 1. September 1989 wurde das Denkmal auf einem Tieflader in der Bonner Innenstadt enthüllt, durfte aber nicht auf städtischem Gelände aufgestellt werden. Das Denkmal fand in der Bundeshauptstadt schließlich Asyl in der Evangelischen Studentengemeinde und dann vor dem Tagungshaus der Grünen.

Nach dem Antrag der Fraktionen der BI Argus und des Neuen Forums soll das Denkmal zunächst sechs Monate im Potsdamer Stadtzentrum aufgestellt werden. Die Stadt wird dies erlauben, nicht aber die Kosten tragen. Wie die Initiatoren der Aktion, der „Freundeskreis Wehrdiensttotalverweigerer/DDR“ und das „Bonner Friedensplenum“ mitteilten, solle danach ein eigenes Potsdamer Deserteur-Denkmal geschaffen werden. Unterstützt werde diese Idee von mehr als 200 Potsdamer BürgerInnen, die erinnern wollten, daß die Entwicklung Potsdams zur Garnisonsstadt untrennbar ist mit den grausamen Militärstrafen des 18. Jahrhunderts. Mit dem Monument sollen aber auch die Deserteure des Zweiten Weltkriegs geehrt werden.

Ebenfalls gestern beschloß die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung die Aberkennung der Ehrenbürgerrechte von Adolf Hitler und Hermann Göring.

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