Wenn Demokraten unter sich sind, wird Grün zu Schwarz

■ Vom Zwang, einen Grafen zu wählen / Von Oskars Größenwahn und von schwangeren Männern

Frage: Was ist Demokratie bei den Liberalen? Antwort: Wenn's nur einen Kandidaten gibt und man für ihn stimmen muß. Über 80 Prozent aller Delegierten des FDP-Parteitages am letzten Wochenende wählten den heftig umstrittenen Otto Graf Lambsdorff erneut zu ihrem Vorsitzenden. Dabei hätten nicht wenige liebend gerne jemand anderen auf seinen Stuhl gehievt. Es gab aber - wie üblich bei solchen Spektakeln nur einen Kandidaten. Den Delegierten aus Nordrhein -Westfalen hatte man es überdies versagt, mit nein zu stimmen. Oder wie sonst sind jene Sätze zu deuten, die ein Delegierter Bundesminister Jürgen Möllemann zuflüsterte, als er sich unbelauscht wähnte: „Du, Jürgen, das ist doch ein sauberes Ergebnis für den Lambsdorff. Da hat doch alles geklappt. Daß NRW durchzieht (sprich alle Delegierten aus Nordrhein-Westfalen Lambsdorff wählen, FF), dafür hab ich schon gesorgt.“ Der Minister zu dieser Aktion: „Prima. Gut gemacht.“

Kinderkriegen ist Männersache. Dies befand neulich in der taz Willy Hoss, Fraktionssprecher der Grünen im Bundestag zum Thema Paragraph 218. Leserinnen und Parteifreundinnen haben ihn dafür beschimpft. Vielleicht sollte er sich zum anderen politischen Ufer hin orientieren. Dort nämlich wäre Hoss mit seiner Grundhaltung wohl auch so manchen Frauen willkommen:

Zum Beispiel Roswitha Verhülsdonk, CDU -Bundestagsabgeordnete der Frauen-Union, und Ursula Männle, Landesvorsitzende der Frauen-Union in der CSU, plädierten jüngst in einer Presseerklärung so für den Abtreibungsparagraphen 218: Er müsse auch im vereinten Deutschland weitergelten “...Wenn der Täter zur Zeit der Tat Deutscher ist und seine Lebensgrundlage im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland hat.“

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Nicht wenige Tugenden sind es, die man Oskar Lafontaine und den Seinen inzwischen absprechen kann. Den Bezug zur Realität etwa scheinen sie in den Wirren der letzten Zeit völlig verloren zu haben. Was denn die SPD noch vom Wahlsieg trenne? Dies fragte jüngst ein Bonner Journalist den engsten Berater von Lafontaine, Reinhard Klimmt. Klimmt: „Vier Monate.“

Ferdos Forudastan