„König Hussein, wir sind bei dir“

■ 2.000 Frauen demonstrierten in der jordanischen Hauptstadt für Panarabismus und gegen die Amerikaner

Von Nora Boustany

Amman (wps) - Die drohende Kriegsgefahr, die Angst vor sich verschlechternden ökonomischen Bedingungen und die Rolle der Vereinigten Staaten haben im normalerweise gelassenen Jordanien die Wogen antiamerikanischer Ressentiments hochschlagen lassen. „Die ganze Welt ist in Gefahr, nicht nur Jordanien“, sagt Adibeh Qadri, eine von zweitausend Frauen, die am vergangenen Donnerstag in Amman demonstrierten, um König Hussein und seine Politik zu unterstützen. Doktorinnen, Juristinnen, Fundamentalistinnen, Palästinenserinnen, Hausfrauen und Sozialistinnen zogen gemeinsam durch die Straßen bis vor des Königs Pforten. „Seien wir doch mal ganz ehrlich. Wir wollen hier keine Amerikaner mehr sehen“, skandierte eine Gruppe von Frauen vor den Palasttoren. Andere riefen: „Amerika ist nur der Kopf der Schlange“. Die umstehenden Männer applaudierten.

„Wir hoffen, daß es keinen Krieg gibt. Das ist doch schon lange nicht nur eine irakische oder jordanische Frage. Es geht um den Konflikt arabische Welt gegen Antiaraber“, sagte Amneh Adnan, Hausfrau und Mutter von vier Kindern. Man könnte sie mit einer Europäerin verwechseln, wie sie da steht mit blondgefärbtem Haar, Jeans und Designersonnenbrille. Was sie zur Demonstration brachte? „Bush im Fernsehen und dann dieser stupide Golfschläger. Man kann Länder nicht so behandeln. Es ist einfach arrogant, zu glauben, er könne die Welt regieren, wenn er Urlaub macht. Wir dachten, dieses Theater wäre mit Reagan zu Ende gegangen. Man kann die Zukunft der Welt nicht in die Hände eines Mannes legen, der nicht klug und überlegt handelt.“ Adnan hat ihre 15jährige Tochter mitgebracht: „Ihr Leben könnte sich von jetzt an dramatisch ändern, und ich will, daß sie mitbekommt, was hier passiert. Wenn die militärische Option greift, dann wird sie ihr beschütztes, bourgeoises Leben nicht mehr weiterführen können.“

„Diese Euphorie ist erschreckend. Hier wird mobilisiert“, kommentiert Leila Sharaf, Senatorin und frühere De-facto -Informationsministerin. „Die langjährig aufgestaute Frustration über das Palästinenser-Problem drückt sich darin aus. Es geht weniger um Unterstützung für Saddam Hussein als um Verärgerung über die ausländische Einmischung. Der Konflikt hat den arabischen Nationalismus wiederbelebt“, so Sharaf. „Das sind die Gefühle der fünfziger Jahre und der Nationalisierung des Sueskanals“, fügt sie hinzu. „Viele wollen Hussein nicht als Führer, schon allein wegen seiner Menschenrechtsverletzungen.“ Einer der häufigsten Slogans während des Marsches ist denn auch: „Ja zum Panarabismus, nein zu Interventionen von außen“.

Chaden Qamtawi, eine in Großbritannien ausgebildete Medizinerin, marschierte zusammen mit ihrer Mutter. „Wir protestieren gegen die unverantwortliche Haltung der USA und Großbritanniens. Zum ersten Mal in unserer Geschichte sollten sie uns die Möglichkeit geben, unser Problem selbst zu lösen. Öl ist nur ein Mittel der Bequemlichkeit. Dafür sollten Menschen nicht sterben. Wir wollen Gespräche und nicht behandelt werden wie ein Land, in das sie kommen und uns einfach überrennen.“ Viele kritisierten auch, daß die USA die UNO übergangen hätte; und viele sehen sich von einem apokalyptischen Krieg zwischen Irak, Syrien, Saudi-Arabien und Israel umgeben.

„Wir“, so Alia Adwan, „sind als Frauen und Mütter gekommen

-aus den Städten, der Wüste und vom Land.“ Und eine andere meint: „Wir wollen dem König unsere Unterstützung signalisieren. Wenn man krank ist, ruft man nach der Mutter. Wir wollen ihm sagen, wir sind hier, bei dir.“