Adeliges Bismarckentdecken - 'Bild‘ vorneweg

In Sachen Größe sind und bleiben wir mit unserer Zeitung einfach klein. Deshalb möchten wir in aller Bescheidenheit auch das Recht des Erstschlags der Zeitung in unserer zukünftigen Groß-Stadt der Zeitung überlassen, die sich einfach besser darauf versteht: der 'Bild'-Zeitung.

Die schmückte am Freitag die erste Seite mit einem schwarzrotgoldenen Ganzdeutschland-Umriß auf. Und darin stand kurz und deutlich: „Ein Tag der Freude für alle Deutschen. 3.Oktober. Endlich!“ Und da wir uns in diesen großen deutschen Zeiten mit wenig nicht zufriedengeben wollen, geht es, derart erstseitenmäßig hochgestimmt, auf 'Bild'-Seite vier gleich weiter. Große Städte erfordern große Ereignisse für großartige Deutsche. Und wenn wir schon keinen echten alten Kaiser Wilhelm mehr haben dürfen, dann doch wenigsten einen „Fürsten-Tag im Museum“.

Was ist geschehen? Im Martin-Gropius-Bau ist gestern die erste Ausstellung des Deutschen Historischen Museums eröffnet worden. Und wer wiederum könnte sie uns würdiger schmackhaft machen als unsere deutsche Zeitung mit dem Blick fürs Wesentliche und fürs Echte: Unter der Überschrift „Alle echten Bismarcks kommen“, hieß es dort, „Das Zusammentreffen der Termine ist voller Symbolik: In den Wochen, in denen das getrennte Deutschland wieder zusammenfindet, erinnert eine große Ausstellung an den 'Reichsgründer‘ Otto von Bismarck. Am Sonntag wird die Superschau mit 1.100 Leihgaben aus 17 Ländern eröffnet. Unter der Prominenz an erster Stelle: Mitglieder der Familie Bismarck. Der Chef des Hauses, Fürst Ferdinand, kommt mit Fürstin Elisabeth, den Kindern Carl -Eduard, Gottfried und 'weiterem Anhang‘. Aus Marbella hat sich die Jet-set-bekannte Gräfin Gunilla Bismarck angesagt, Graf Maximilian kommt, Graf Carl Alexander und, und - alle echten Bismarcks sind dann versammelt.“

Was vermögen dagegen noch die Beteuerungen des Museumsdirektors Stölzl: „Wer Sorge hat, Titel und Veranstaltung könnten in diesem Herbst mißverstanden werden, sollte den Weg durch die Ausstellung machen. Hier ist nichts harmonisiert von den Brüchen und Spannungen der Epoche.“ Schirmherr der von Lothar Gall, Marie-Louise Gräfin von Plessen und Boris Podrecca in dreijähriger Arbeit konzeptionierten Ausstellung ist Richard von Weizsäcker, unser Scheinkaiser; der aber war gestern bei der Gala verhindert.

Unser unfürstlicher Begehungsbericht folgt demnächst.

CD