Verbraucher-Kompaß: Marienkäfer

Marienkäfer 27. August 1990

Daß die Marienkäfer mehr sind als hübsche Objekte sammelwütiger Kinder, sagen uns die Gärtner schon lange. Daß die Punkte auf ihrem Rücken nicht ihrem Alter entsprechen, sondern ihrer Sorte, wissen nur wenige. Daß der Siebenpunkt -Marienkäfer täglich 100 Blattläuse frißt und seine Larve in vier Wochen 500 verspeist, innerhalb eines Jahres ein Marienkäfer trotz Winterschlaf 10.000 Läuse vernichtet.

Wer hätte das gedacht. Also raus aus den Weckgläsern und in die Blumenkästen. So ganz wehrlos sind sie auch nicht. Bei Gefahr quetschen sie ihr gelbes Blut durch die Beingelenke nach außen. Damit verderben sie Vögeln den Appetit und reizen menschliche Schleimhäute. Es brennt weniger in Pommerland als auf den Zungen fingerlutschender Kinder. Ein weiteres Objekt kindlicher Begierden wären die Schrecken, wenn es noch genügend gäbe. Ihre klangvollen Namen wie Großes Grünes Heupferd, Gebirgsschrecke, Eichenschrecke, Zartschrecke, Schönschrecke, Schnarrschrecke, Ödlandschrecke, Säbeldornschrecke, Weinhähnchen, Maulwurfsgrille usw. sind vergessen.

Ihr Schnarren und Zirpen ist so selten geworden wie die Wiesen, die sie brauchen. Einheitswiesen, übermäßiges Düngen, Pestizide und landwirtschaftliche Maschinen machen ihnen den Garaus. Dabei sind sie in unseren Breiten nie Schädlinge gewesen. Eine Chance haben sie nur in naturbelassenen, wenig gedüngten, kleinflächig zweimal im Jahr gemähten Wiesen. Geben wir ihnen eine Chance, bevor die Kinder sagen, Grillen gibt es doch gar nicht.

Was die Kinder zu ihrer Gläschen-Ernährung sagen, die wir ihnen zumuten, erfährt man erst im nachhinein. Das Hauptproblem heißt Nitrat und Zucker. Noch immer gilt die Kuriosität , daß Babynahrung mehr Nitrat enthalten darf (250mg/ 1kg) als Trinkwasser (50mg/1l). Zieht man wie der Ökotest die Grenze bei 100mg/kg so liegen ein Drittel der Produkte darüber. Dazu gehören die erstmals getesteten Gemüse der VEB Havelland. In den Möhren pur wurden 151mg Nitrat gefunden und im Milch-Möhrenbrei 210mg Nitrat der Höchstwert im Test und zu viel Zucker. Alleine sind sie damit nicht. Das Bioland Mischgemüse kommt auf 160mg Nitrat. Ausgerechnet die Alete Frühkarotten-Zubereitung bringt es neben 146mg Nitrat auf 44mg Kadmium neben 146mg Nitrat und VitaminC Zusatz. In Alete Frühkarotten und Kartoffeln finden sich 138mg Nitrat plus Zucker und VitaminC. Alete Feines Gemüseallerlei weist 128mg Nitrat auf und Zuckerzusatz. Hipp Karotten in Butter sind mit 136mg Nitrat, Zucker und Salz belastet. Hipp Zartes Gartengemüse haben 113mg Nitrat und Zucker.

Eine Enttäuschung bringt das Demeter Karottenpürree aus biologisch/dynamischen Anbau mit 110mg Nitrat und 33 microg. Kadmium. Ernty Mischgemüse aus dem Reformhaus birgt 181mg Nitrat und Birnendicksaft, Molkeneiweiß. Andere Produkte aus der Bioszene halten besser, was sie versprechen. Bioland Karottenmus hat 85mg Nitrat und 11mg Kadmium. Von derselben Firma Wurzelgemüse: 52mg Nitrat, 12 microg Kadmium. Demeter Karotten und Erbsen: 43mg Nitrat. Demeter Spinatpürree: 21mg Nitrat, 44microg. Kadmium, Trockenmagermilch. Ernty Karottenpüree: 45mg Nitrat, 10microg. Kadmium. Granovita: Karotten mit Kartoffeln 57mg Nitrat, 6,7microg. Kadmium, Molkeneiweiß, Granovita Mischgemüse: 87mg Nitrat, 10microg. Kadmium Molkeneiweiß, Granovita: Feines Gartengemüse: 79mg Nitrat, Molkeneiweiß, Granovita Karotte püriert: 27mg Nitrat, 12microg. Kadmium. Das beste Ergebnis erzielte ein selbstgemachter Möhrenbrei aus Demetermöhren. Die Chemiker fanden weder Kadmium noch Nitrat. Die Strahlenmesser waren auch zufrieden. Mehr als 3 Becquerel Cäsium 134/137 wurden in keinem Gläschen gefunden.

Quellen: Kraut und Rüben/Biogarten, Ökotest 7.90