Pfälzer bei den Amis abgeblitzt?

■ Offenbar bleiben mehr US-Soldaten im Rheinland als erwartet / Keine zivile Nutzung der Flughäfen? / 600 zivile Arbeitsplätze fallen voraussichtlich weg

Mainz (taz) - Drei US-Truppenstandorte werden vermutlich in Rheinland-Pfalz verschwinden. Während die rheinland -pfälzische Landesregierung weiterhin darauf beharrt, die Pläne über den Truppenabzug der Amerikaner aus dem Bundesland geheimzuhalten, sickern Informationen über die geplanten Maßnahmen dennoch durch: Danach nimmt sich die Verringerung der US-Truppen deutlich geringer aus als angenommen. Geplant ist, landesweit nur drei Standorte aufzugeben. Die Auflösung des größten der drei davon betroffenen Standorte ist bereits seit Januar bekannt. Die Amerikaner selbst entschieden, die Zweibrücker Airbase zu räumen. Außerdem sollen die Kasernen in Mainz und Idar -Oberstein aufgelöst werden, so die Informationen. Damit gehen - werden die Pläne tatsächlich umgesetzt - insgesamt 600 deutsche Zivilarbeitsplätze verloren.

Geplatzt sind damit alle Hoffnungen der rheinland -pfälzischen Landesregierung, einen der US-Airbases zu einem zivilen Frachtflughafen umzuwandeln. Der Flugplatz Spangdahlem, mit dem die Landesregierung geliebäugelt hatte, wird offensichtlich genausowenig wie andere Militärflughafen aufgegeben.

Vor dem Hintergrund dieser Informationen erscheint auch das sture Festhalten an der Verpflichtung zur Geheimhaltung, in neuem Licht: Anders als sein Kollege Walter Wallmann, der seine Forderungen „weitgehend berücksichtigt“ sieht, kommt das, was Wagner in Washington erreicht hat, einem totalem Flop gleich. Die von Wagner bei seinem Besuch im März vorgelegte „Prioritätenliste“ mit den Standorten, die bevorzugt aufgegeben werden sollten (weil wirtschaftlich von Nutzen), ist offenbar gleich nach der freundlichen Entgegennahme in den Papierkorb gewandert. Eine Blamage, bei der die Geheimhaltungspflicht gar nicht so ungelegen komme, argwöhnt nicht nur die Opposition.

Anders als sein hessischer Kollege konnte Wagner bei seinem Besuch nur mit dem stellvertretenden Verteidigungsminister Atwood sprechen. Wallmann dagegen verhandelte direkt mit Präsident Bush und Verteidigungsminister Cheney. Wagner indes sieht die bislang vielleicht größte Niederlage positiv: „Es muß doch auch möglich sein, daß man ein gegebenes Wort mal hält“, meinte der Ministerpräsident am Samstag auf dem Hambacher Schloß zur Rechtfertigung der Geheimniskrämerei.

Thomas Krumenacker