Auf Windenergie umgeschaltet

■ Nach-Tschernobyl-Verein nimmt Windrad in Betrieb / Strom für 53 Haushalte

„Und das läuft nun ganz von alleine?“ staunt eine Wedeler Schiffseignerin, den Blick angestrengt in den Sommerhimmel gerichtet, wo in vierzig Meter Höhe die drei Flügel der neu errichteten Windkraftanlage blitzen. Das neue Wahrzeichen der Wedeler Elbmarsch, das seit Dienstag Gebäude und Bäume des Yachthafens weit überragt, soll pro Jahr mit 150.000 Kilowattstunden den Strom für 53 Haushalte liefern.

Das Ding drehte der Verein „Umschalten“, der sich kurz nach der Katastrophe von Tschernobyl gründete. Die genau 21 Kilometer vom Hamburger Rathausmarkt entfernte Windkraftanlage ist 41,5 Meter hoch, hat 11,5 Meter lange Flügel und kostete betriebsfertig 310.000 Mark, 85.000 Mark davon sind durch die Förderung des Landes

Schleswig-Holstein abgedeckt.

Den Rest finanzierte die dem Verein angeschlossene Betreibergemeinschaft „Umschalten Windstrom Wedel“. Das Konzept: Mit ihrer Beteiligung an dem Gemeinschaftsprojekt können die Umschalten-Mitglieder ihren Strombedarf aus umweltfreundlichen Anlagen decken, auch wenn sie selbst weder einen geeigneten Standort noch das Geld für eine eigene Anlage haben.

Den erzeugten Strom wird die Windmühle direkt in das öffentliche Netz der Wedeler Stadtwerke einspeisen, die den Umschaltern die Kilowattstunde mit 13,2 Pfennigen vergüten. Damit bieten die kleinen Stadtwerke den privaten StromerzeugerInnen wesentlich günstigere Bedingungen als die großen Energieversorgungsunternehmen (EVU): Die „Schleswag“ beispielsweise bezahlt knapp vier Pfennige weniger.

Einen gewaltigen Schub für die Windenergie erwarten die Windkraft-BetreiberInnen von einer Gesetzesvorlage, die heute im Bundeskabinett verhandelt wird. Danach sollen die EVUs gezwungen werden, die Vergütung für Strom aus erneuerbaren Energien, der von privater Seite ins öffentliche Netz eingespeist wird, auf 75 bis 90 Prozent (durchschnittlich 16,7 Pfennige) des Verkaufspreises anzuheben. Für viele Windkraftanlagen bedeutete das eine fast hundertprozentige Verbesserung.

Die Wedeler Windmühle ist

schon die zweite von „Umschalten“ angeschobene Windkraftanlage: Die erste - sie steht direkt neben dem AKW Brokdorf auf

dem Grundstück des Widerstands-Bauern „Adi“ Reimers - ging bereits im November letzten Jahres in Betrieb.

Gabi Haas