Riß durch die arabische Welt wird tiefer

■ Das Treffen der Arabischen Liga in Cairo wurde von den Irak-Symphatisanten boykottiert

Die Hoffnung auf eine friedlich-diplomatische Lösung der Krise am persischen Golf ist von der Cairoer Presse offenbar schon begraben worden, bevor hier das Folgetreffen des arabischen Gipfels vom 10. August zum Abschluß kommen konnte. Eine abschließende Resolution wollten die Anwesenden 13 der 21 Staaten umfassenden Liga am Freitagabend bei ihrer Arbeitssitzung im Cairoer Hotel „Semiramis“ diskutieren. Acht Staaten, darunter Irak, Palästina und Jordanien boykottieren die Sitzung der Außenminister. Damit ist die Spaltung der arabischen Welt angesichts der irakischen Invasion Kuwaits und der US-Intervention in der Region festbetoniert worden.

Abweichende Standpunkte von den Beschlüssen des arabischen Dringlichkeitsgipfels der vor knapp drei Wochen ebenfalls in Cairo getagt hatte, wurden gestern nicht erwartet. Laut Arbeitsbericht des Gerneralsekretärs der Liga Chadli Klibi, hat Irak vor allem Punkt 3. der damaligen Resolution abgelehnt: den sofortigen Abzug seiner Truppen aus Kuwait, den die Mehrzahl der arabischen Staaten gefordert hatte.

Die Hoffnung auf eine diplomatische Krisenlösung richtete sich gestern auch in Cairo auf die Ereignisse in der jordanischen Hauptstadt Amman. Vom magischen Wort der „arabischen Lösung“, einer Lieblingsvision auch des ägyptischen Präsidenten, ist längst keine Rede mehr. Wer darauf hält, wird vom Kommentator des 'Al-Akhbar‘ sogar als „naiv“ bezeichnet. Mustafa Amin, der mehrfach die US -Intervention verteidigt und sogar zum militärischen Eingriff der Amerikaner angerufen hat, sah sich gestern veranlaßt, den Sturz Saddam Husseins zu fordern.

Dem irakischen Staatspräsidenten lasteten am Donnerstag abend auch die Aussenminister Ägyptens und Kuwaits die Präsenz ausländischer Truppen in der Region an. Sheikh Sabah Al-Ahmed beschuldigte Saddam Hussein, die arabische Welt in einen Krieg gezerrt zu haben, der die Region in Vorzeiten zurückstoßen werde, in die „jahilliya“ (vorislamische Zustände), in die Herrschaft der Gesetze des Dschungels. Sei einmal Saddam Hussein besiegt, so Sheikh Sabah Al-Ahmed, werde es auch keinen Grund mehr für die Anwesenheit der ausländischen Truppen geben.

Die Cairoer halbamtliche Presse hatte gestern aber noch mit Bemerkungen des Präsidenten zu tun, die bei einer Pressekonferenz Mitte der Woche gefallen waren. Mubarak, offenbar erstmals mit einer neugierig-aggressiven Reporterrunde konfrontiert, hatte sich entsprechend schwer mit der Beantwortung heikler Fragen getan. Höhepunkt des Pressetermins war die Frage, welche Befehle die mittlerweile 5.000 ägyptischen Soldaten in Saudi-Arabien im Falle eines Angriffs der Amerikaner haben. Nach theatralischen „akkustischen Problemen“ rief Mubarak aus: „Es gibt den militärischen Grundsatz, daß Angriff die beste Verteidigung ist. Verstehen sie das nicht so, als ob ich irgendetwas wüßte... Ich spreche lediglich aus militärischer Erfahrung. Ja wirklich, das ist ein allgemein anerkanntes militärisches Prinzip, sogar im Sport.“

Petra Groll