Historisch nichtssagend

■ Die Inflation ergebnisloser Umweltkonferenzen

Nichtssagende Abschlußberichte, Resolutionen, die nur dazu dienen, die Uneinigkeit und Tatenlosigkeit wortreich zu verschleiern. Für einen nicht nur pflichtbewußten, sondern durchaus gutwilligen Reisenden in Sachen Umweltkonferenzen ist die Frustrationsschwelle zunehmend schneller erreicht. Wozu treffen sich eigentlich hochrangige PolitikerInnen und WissenschaftlerInnen ständig aufs neue zu Themen wie Ozon oder Ostsee? Früher gebaren kreißende Berge wenigstens noch Mäuschen.

„Wirkliche Resultate können nur durch eine lange Reihe von Regierungskonferenzen erreicht werden“, meinte Willy Brandt im Mai nach dem Fiasko der „Common-Future-Konferenz“ von Bergen. Einige Monate später in Sundsvall: zum gleichen Thema Ozon die gleichen alarmierenden Berichte, das gleiche sinnlose Gerangel um eine inhaltslose Resolution. Und, in dieser Folgerichtigkeit eine Premiere: der größte Teil der Konferenz fand gleich hinter für JournalistInnen verschlossenen Türen statt. Nicht mehr die Resultate der wissenschaftlichen Berichte waren das eigentliche Ereignis, sondern nur noch der schamhaft vor der Öffentlichkeit versteckte Kampf um Sätze, Worte und Kommas. Fortsetzung folgt: im November in Genf. Wetten um den Inhalt des Abschlußberichts werden schon entgegengenommen. Konsequent verhielten sich die Umweltschutzgruppen, die sowohl in Bergen wie jetzt in Ronneby die großzügige Einladung, mit Beobachterstatus teilnehmen zu können, dankend ablehnten: „Wir wollen doch nicht die Arbeit unfähiger Politiker noch legitimieren.“ (norwegische Umweltgruppe Belona).

Dabei wird natürlich zum „historischen Ereignis“ erklärt, wenn sich, siehe Ronneby, in Sachen Ostsee die Anrainerstaaten auf exakt die gleichen - verbalen - Ziele einigen können wie schon vor zwei Jahren in Helsinki. Gratulation! Nur, wozu das Ganze? Sicherlich wird auf die Vergeßlichkeit der WählerInnen gesetzt. Auf die Wirkung von „Schaut-her-wir-tun-was“ und darauf, daß das Thema wieder mal in die Medien rutscht. Bis zum nächsten Mal. Doch sollte der Abstumpfungseffekt nicht unterschätzt werden. Wen interessieren noch die täglichen Sterbeanzeigen, wenn die Ostsee angeblich schon lange gestorben, der Treibhauseffekt nicht mehr zu stoppen ist?

Das Karussell dreht sich weiter. Auf also zur nächsten natürlich - historischen Umweltkonferenz.

Reinhard Wolff