Im Dienste des guten Fernsehens

■ Das Hans-Bredow-Institut hat Jubiläum: 40 Jahre medienwissenschaftliche Forschung

Die MacherInnen der Fernsehseiten in der bundesdeutschen Tagespresse — die taz natürlich ausgeschlossen — schienen sich überwiegend einig zu sein: Spaß und Ablenkung will der Mensch nach Feierabend und nicht etwa trockene Politdebatten oder abgedrehte Fernsehspiele. Ergo: Die Unterhaltungssendungen dominieren in der Berichterstattung, die Regionalprogramme werden hingegen geradezu stiefmütterlich behandelt. Das jedenfalls bilanzierte 1985 eine Untersuchung des Hamburger Hans- Bredow-Instituts.

Es warf zugleich damit die Frage auf, welches Bild die Programmpresse insbesondere vom öffentlich- rechtlichen Output durch solche Ankündigungen zeichnet. Die implizit herausklingende Sorge um das Image von ARD und ZDF kommt nicht von ungefähr, denn das national sehr renommierte Hans-Bredow-Institut, das heute sein 40jähriges Bestehen feiert, war und ist in seinen Forschungen der öffentlich-rechtlichen Medien-Idee verbunden und damit ein echtes Kind der amerikanisch geprägten Nachkriegspolitik.

Gegründet wurde das Institut vom damaligen Nordwestdeutschen- Rundfunk in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg. Namensgeber Hans Bredow, der im Dritten Reich Berufsverbot erhielt, baute in seiner Funktion als Staatssekretär und Rundfunkkommissar im Reichspostministerium den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit auf, Seite an Seite mit dem legendären Chief-Controller des NWDR, Sir Hugh Green.

Trotz dieser traditionellen Nähe zu ARD und ZDF legt der heutige Leiter der Einrichtung, Rechtswissenschaftler Wolfgang Hoffmann- Riem, Wert auf die Feststellung, das Institut habe sich stets seine Unabhängigkeit bewahrt. Die Hauptfinanziers, das Land Hamburg, der NDR, der WDR, die Arbeitsgemeinschaft Rundfunkwerbung und das ZDF nähmen keinerlei Einwirkungen auf die wissenschaftlichen Inhalte. Als besonders spendabel erweisen sich Sender allerdings nicht: „Unsere finanzielle Ausstattung ist gesichert, aber nicht üppig“, so Hoffmann-Riem.

Forschungsschwerpunkte sind Nutzung, Wirkung und Inhalte der Medien und in letzter Zeit verstärkt die rechtlichen Rahmenbedingungen. Vielbeachtet wurde die Begleitstudie zur Vorschulserie Sesamstraße in den Jahren 1972 bis 1976, die Kermit und Co bescheinigte, zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und Wissenserweiterung der kleinen FernsehkonsumentInnen beizutragen.

Großes Interesse zeigten die AuftraggeberInnen stets an der Frage wie man die „massage“ bestmöglich unters Volk bringt. Doch ob Nachrichtensendung oder lokalkoloriertes Magazin — die ModeratorInnen können sich anstrengen wie sie wollen, letzten Endes ist das Thema entscheidend, analysierten die WissenschaftlerInnen des Bredow-Instituts. Seit rund 15 Jahren verstärkt im Gespräch ist auch die Regionalisierung, zu der sich in den Forschungsberichten etliche Studien finden. Einmütiges Urteil: Für lokale Berichtersattung gibt es einen großen Bedarf, und viele MediennutzerInnen registrieren sehr wohl, wenn ihre unmittelbare Lebenswelt nicht oft genug vorkommt.

Aber nicht nur die MacherInnen wurden unter die Lupe genommen oder mit Empfehlungen ausgestattet, auch auf die SeherInnen und HörerInnen richteten sich die wachen Forscheraugen. Dabei wurde auch manch Überraschendes zutage gefördert: Während die Glotze läuft, wird häufiger, wenn auch weniger ausführlich und inhaltlich begrenzter gesprochen als in einer ruhigen und medienfreien Atmosphäre.

Zahlreiche Symposien, Aus- und Fortbildungsveranstaltungen für JournalistInnen haben dazu beigetragen, die Ergebnisse der Medienforschung des Bredow-Instituts nach außen zu tragen.

Auch die Vierteljahreszeitschrift 'Rundfunk und Fernsehen‘, die seit 1948 erscheint, versteht sich als Diskussionsforum für TheoretikerInnen und PraktikerInnen. Zum 40jährigen Jubiläum erscheint ein Sammelband, der sich mit so illustren Namen schmückt wie Theodor W.Adorno oder Hans Bredow. Ein Stück Mediengeschichte wird damit aufgeblättert, an der das Bredow-Institut prägend mitgewirkt hat. Sigrun Nickel