Blaue Laken — Glück im Schlaf

■ Alte Stoffe, von Japans Betten gezogen, werden im Überseemuseum gezeigt

Wohlstand, Glück und langes Leben — selbst im Schlaf versuchen die Japaner diese begehrten Menschheitsgüter zu erhaschen. Sie legen sich nicht einfach auf ihren Futon und schließen die Augen. Seit Jahrhunderten betten sie sich auf glückverheißendem Blau. Doch sie vertrauen nicht allein auf die Symbolkraft des indigo-gefäbten Baumwolltuches, sondern zieren es in wunderschöner Kasuri-und Katazometechnik mit Glücksbringern aus der asiatischen Tier-und Pflanzenwelt.

In einer Sonderausstellung zeigt das Überseemuseum „Kasuri und Katazome. Alte Stoffe aus dem ländlichen Japan“ . An den Wänden sind indigoblaue Stoffbahnen zu bewundern, gewebt und bedruckt mit immer wiederkehrenden, aber vielfach variierten Symbolen und Mustern. Schildkröten und Kraniche sollen das Leben des Schläfers und der Schläferin verlängern; Bambus, Pflaumenblüten, Kiefern und Chrysanthemen Beständigkeit und Fülle bescheren. Geschwungene Formenpracht aus Flora und Fauna wird in jahrhundertealter Tradition variiert mit geometrischen Mustern und Schriftzeichen.

Kasuri ist eine Färbetechnik, bei der das Garn vor dem Weben schon abgedeckt wird, so daß es später im Indigobad weiß bleibt. Dafür muß das Muster vorab genau ausgetüftelt werden. An hiesige Blaudrucke erinnern die Muster der Katazome, ihre filigranen Strukturen weisen aber eindeutig nach Asien. Die Druckschablonen aus Maulbeerbaumpapier, die Katagami, sind kleine Kunstwerke für sich mit ihren haarfeinen Ranken und Schnörkeln.

Farbholzschnitte und Fotos illustieren den Gebrauch von Kasuri und Katazome. Die Stoffe bildeten nicht nur den Untergrund für alles, was man auf der fernöstlichen Schlafstatt treiben kann, sondern schmückten auch die Gewänder von Bauern, Handwerkern und Kaufleuten. Die Samurai-Oberschicht dagegen hüllte sich in farbenprächtige Seide.

Ein Quentchen 20.Jahrhundert rundet die Ausstellung mit modernen Kasuris und Futons ab. Die „Futon Station“ Bremen hat versucht, das Blau in Blau nicht durch schrille Töne zu stören. Der Charme der alten Handarbeiten wird durch die industriell gefertigten Stoffe allerdings nicht erreicht. asp

Eröffnung: Sonntag, 11 Uhr; bis zum 4.November