Unterm Strich

Die Berliner Viererbande, das neue Leitungsteam der Staatlichen Schauspielbühnen Berlins mit Alfred Kirchner, Alexander Lang, Vera Sturm und Volkmar Clauß, hat seine Pläne für die nächste Saison vorgestellt. Am 20. Oktober ist Premiere von Kirchners Inszenierung von Goethes Faust I, der am Schillertheater seit 1966 nicht mehr auf dem Spielplan stand. Die Titelrolle spielt Christian Grashof, der vom Deutschen Theater in Ost-Berlin kommt. Hilmar Thate spielt den Mephisto, Therese Hämer die Margarete und Angelica Domröse die Marthe Schwerdtlein. Martin Held und Bernhard Minetti tauchen in der Besetzungsliste als Zueignung bzw. Stimme Erdgeist auf. Gleich am nächsten Tag folgt der Westberliner Regieeinstand von Alexander Lang, der früher mit seinen Inszenierungen am Deutschen Theater im Ostteil der Stadt Aufsehen erregte. Er inszeniert Friedrich Schillers Die Räuber. Walter Schmidinger spielt den Maximilian, Jürgen Elbers und Michael Maertens den Karl und Franz Moor. Diesen beiden großen Premieren gehen am 18. Oktober ein Schiller-Abend mit dem gesamten Ensemble unter dem Titel Der schwere Panzer wird zum Flügelkleide... und am 19. Oktober ein Bernhard-Minetti-Abend mit Grimmschen Märchen voraus. Im November folgen als Uraufführung Liebe Macht Tod — oder Das Spiel von Romeo und Julia nach William Shakespeare von Thomas Brasch in der Regie von Katharina Thalbach sowie Der deutsche Mittagstisch von Thomas Bernhard, sieben Dramolette über deutsche Menschen zwischen der Nordsee und den Alpen. Weitere Vorhaben des neuen Teams sind die Uraufführung eines neuen Stücks von George Tabori in der Regie des Autors sowie eines neuen Werkes von Reiner Gross, das Alexander Lang inszenieren wird. In der nächsten Spielzeit (oder später) sollen unter anderem der zweite Teil der Faust-Tragödie sowie Götz von Berlichingen, Kleists Prinz von Homburg, Brechts Galileo Galilei, Shakespeares Richard III. und König Lear folgen.

Kirchner verwies bei der Vorstellung des Spielplans auf das Schiller-Wort, wonach die Kultur den Menschen frei machen könne. „Das muß man gerade in diesen Tagen betonen. Wenn ich mich zur Zeit umsehe, kann ich nur sagen: ,Gute Nacht, wenn es keine Kultur gäbe.‘ Sie ist jetzt stark gefordert.“ Lang sprach von einer „großen Unsicherheit“ darüber, wie die Theaterlandschaft Berlin verteidigt werden könne, und vermißt in diesem Zusammenhang die Unterstützung der Politiker.

Das Royal Opera House in London ist wieder in die roten Zahlen gerutscht. Nach einem Jahr mit ausgeglichener Bilanz wies das renommierte Haus in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht für das Finanzjahr 1989/90 ein Defizit von umgerechnet 8,7 Millionen Mark aus. Das Loch in der Kasse sei zustande gekommen, obwohl das Haus bei Opernaufführungen zu 92 Prozent und bei Ballettabenden zu 91 Prozent ausverkauft war. Höhere staatliche Zuwendungen seien deshalb unerläßlich. „Ein Vergleich mit anderen Opernhäusern internationalen Standards zeigt, daß die Königliche Oper in London mehr Aufführungen bei geringeren Subventionen gibt als jedes andere europäische Opernhaus“, betont Opernhauschef Lord Sainsbury im Jahresbericht.