„Mutter Greenpeace“ antiautoritär

■ Greenpeace-Kids an der langen Leine zum Umweltschutz bringen/ „Ich wünsche mir, daß niemand mehr an der Antarktis rumfummelt“

Hamburg (taz) — Wie machen wir aus unseren Kindern richtige UmweltschützerInnen? Diese Frage haben sich die MitarbeiterInnen von Greenpeace gestellt, die täglich bis zu 200 Briefe umweltbesorgter Kids durchackern müssen. Kostproben: „Ich wünsche mir, daß niemand mehr an der Antarktis rumfummelt“ (Sabine, 10 Jahre). „Ich will keine Autos mehr. Dafür soll wider Urwald waxen“ (Florian, 7 Jahre). Oder: „Ryseikling ist ein gutes Ding(t), jede Petitflasch auf dem Müllplatz stinkt“ (Oliver, 9 Jahre).

Rechtzeitig zum „Tag des Kindes“ präsentierte Greenpeace gestern mit dem Projekt „Greenteam“ die Antwort auf die „wachsenden Zukunftsängste“ unserer Zöglinge: In Abgrenzung gegen die „aufklärungsorientierten“ Unterrichtseinheiten in der Schule und gegen die auf „bloße Naturerfahrung“ setzenden Jugendorganisationen wie „Panda-Club“ oder „BUND-Jugend“ wollen die Regenbogenkämpfer eine „ganz neue Nische“, eine „radikalere“ Variante in der Umwelterziehung besetzen. Weg von der „Tonnenideologie“ (Motto Reinstopfen) soll die Naturerfahrung „mit politischem Handeln verknüpft“ werden.

Vielmehr will Mutter Greenpeace die „wie Pilze aus dem Boden schießenden“ Öko-Grüppchen und -Clubs mit Informationsmaterial, Buttons und T-Shirts unterstützen, ihnen also nur den „allerlosesten“ Rahmen überstülpen. Dazu der prominente Kinderpsychotherapeut Prof. Horst-Eberhard Richter in der Zentrale: „Erstmal zuhören, fragen und ihr werdet staunen...“

Daß solche geradezu liberalen Prinzipien angesichts der straff durchorganisierten, hierarchischen Struktur des Umweltschutz-Konzerns irritieren, mochte auch Greenpeace-Mitarbeiterin Ingrid Jütting nicht leugnen: „Es ist das erste Mal, daß Greenpeace es wagt, aktive Initiativen lokal zuzulassen. Aber anders kann man mit Kindern und Jugendlichen nicht arbeiten.“ Ergänzung der Ostberliner Greenpeace-Vertreterin Ingrid Rottenbach: „Auch in der DDR hatten die nach der Wende basisdemokratisch orientierten Jugendlichen Schwierigkeiten, mit der Struktur von Greenpeace umzugehen.“ Immerhin: Jedes der Greenteams soll sich einen Erwachsenen als Kontaktperson suchen. Und diese Betreuung oder zumindest „die Betreuung der Betreuungspersonen“ der Greenteam-Kinder übernimmt Greenpeace. Gabi Haas