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Die Wünsche des Bürgermeisters

■ Betr: Scherf will Berufsarmee, taz vom 17.9.90

Bürgermeister Scherf macht in Presse und Rundfunk Reklame für eine Berufsarmee in einer Zeit, in der wir Europäer zusammenrücken, der Ost-West-Gegensatz verschwindet, vom Ende der Nachkriegszeit geredeet wird, sowjetische Truppen aus der DDR, CSSER und Ungarn abziehen, die Sowjets und die USA nur je 195000 Mann in Europa lassen wollen.

Demgegenüber bedeutet eine Berufsarmee Hunderttausende von hochtechnisierten, lang ausgebildetet und hoch-„motivierten“ Fachmännern — das wünscht sich Scherf ausdrücklich - aus meiner Sicht eine Gang von Berufskillern, die per Knopfdruck die Erde in die Luft jagen können.

Bezeichnend ist doch in diesen Tagen, daß Staaten mit Berufsarmeen, wie Großbritannien und den USA, am lautesten mit dem Säbel gegen Sassam Hussein rasseln können, während die BRD mit ihren Wehrpflichtigen sich da schon schwieriger tut!

Wir sind „Bürger in Uniform“, auch wenn sie nicht ständig mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen, lieber als Berufene, die materiell und beruflich stärker vom Militär abhängig sind.

Also: Einerseits gründet der Bremer Senat eine Arbeitsgruppe, um die Folgen von Abrüstung, also weniger Rüstungsaufträge, aufzufangen, Henning Scherf unterstützt als Senator die „Bremer Friedens und Kulturtage“. Aber anderseits fordert er eine Berufsarmee! Offenbart sich so die zerissene Seele eines regierenden Sozialdemokraten?

Fred Brenner

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