Ökologie und Demokratie

■ Der Parteitag der Grünen drückte sich um die zentrale Frage KOMMENTARE

Die Grünen tun sich schwer. Den Zusammenbruch des realen Sozialismus haben sie zwar irgendwie verkraftet, sitzen die damit gemachten Erfahrungen aber anscheinend eher aus, statt sie umzusetzen. Zugestandenermaßen geht von ihrem Bayreuther Parteitag insofern ein richtiges Signal aus, als sie ein Bündnis mit den Bürgerrechtsgruppen der DDR eingegangen sind. Doch dem richtigen formalen Beschluß fehlt eine politische Ortsbestimmung, die mehr ist als wahltaktische Abgrenzung von PDS und SPD.

Denn wenn es eine Botschaft gibt, die von den Bürgerrechtsbewegungen in Osteuropa und der DDR ausgeht, die sich verknüpfen könnte mit grüner Programmatik, dann ist es die Frage der Demokratie. Denn das Jahr 1989 steht vor allem dafür, daß demokratische Revolutionen erfolgreich die Machtfrage für sich entscheiden konnten — ganz unabhängig auch von der darauf folgenden spezifisch deutsch-deutschen Einigungsmisere.

Doch bei den Grünen wird weiter — die Rede des Vorstandssprechers Ströbele ist sinnfälliges Beispiel dafür — Ökologie und Sozialismus durchbuchstabiert, und nicht etwa Ökologie und Demokratie. Die Grünen weichen damit immer noch der einzigen, der zentralen Frage aus, wie der ökologische Umbau der Industriegesellschaft im neuen Deutschland demokratisch organisiert werden kann. Dementsprechend haben sie auch keine Antworten wie Mehrheiten für diesen notwendigen Umbau gewonnen werden können. Wird das reichen? Max Thomas Mehr