“Friedensgrüße aus Moskau“

■ Moderne russische Kunst seit 21.9. in der Fischerhuder Galerie, Fischerhude / Titel:„Friedensgrüße aus Moskau“

Das hat es in Fischerhude noch nicht gegeben: Eine russische Wanderausstellung von modernen sowjetischen Künstlern. Nina Hützen, mit einem Bremer verheiratete Russin, hat den Kontakt zwischen der russischen Kunstakademie und Wolf-Dietmar Stocks Fischerhuder Galerie hergestellt. Durch die Moskauer Kunstakademie organisiert, wurde die Verkaufsausstellung von Juni bis September bereits in Holland bestaunt. Insgesamt 16 junge KünstlerInnen der berühmten Glasunow-Stilrichtung stellen in dem ehemaligen Pferdestall der alten Gastwirtschaft Berkelmann die Vielfalt russischer Lebensauffassungen vor.

Schon das Haus hat es verdient, daß man sich genauer umsieht. Beim Einbau der zweistöckigen Galerie wurde darauf geachtet, daß die alte Architektur (Ende 19.Jahrhundert) erhalten blieb. Der helle weitläufige Raum mit Holzbalken ist ideal als Hintergrund für Kunstwerke.

Charakteristisch für die Ausstellung, für das Nebeneinander von stimmungsvollen Landschaften und experimentellen Farbkompositionen ist das zweiteilige Werk Svetlana Javorskajas (Moskau): „Kostroma“. Vor dem Hintergrund des flachen, gelb-braunen Stadtpanoramas von Kostroma (Kleinstadt in der Nähe von Moskau), wachsen kantige Formen in starken Kontrastfarben aus dem Bild heraus — eine Welt an der Bruchstelle zweier Zeitalter; eine Synthese von Zwiebelturm-Vergangenheit und Zukunft oder die Bedrohung russischer Tradition durch Einflüsse westlicher Moderne und Disharmonie?

Dem Thema Starrheit und Bewegung hat sich Tatjana Rubinowa (Moskau), für sowjetische Verhältnisse sehr unorthodox, genähert. „Blume und Geometrie“ heißt ihr Bild. Flammende, ineinanderfließende blau-oliv- beige Formen erhalten durch schwarz-weiße Balken räumliche Tiefe. Vielleicht der Gegensatz zwischen verkrustetem Schwarz-

Hier das

Gemälde

Weiß-Denken und der nie endenden Kraft schöpferischer Ideen?

In den „Winkeln“ von Anatoli Schwez (Bargin/Weißrußland)

wird der Versuch gemacht, gegenständliche und abstrakte Malerei in Form von kubischen Objekten zu verbinden. Halbe Portraits und tanzende Figuren drängen sich um Holzblöcke und dem Betrachter in Gelb, Blau, Rot und Orange entgegen. Für Anatoli Schwez ist die Welt der lebendige Mensch. Über seine Arbeit schreibt er: „Die moderne Zeit hat eigentlich keine Zeit stillzustehen, sie will sich bewegen. Die Grundlage ist die Komposition der Farben, die Harmonie der Farben als Musik, die Musik der Bewegung, die Musik meiner Bilder und Zeichnungen.“

Später entsteht der Eindruck: Auch in der russischen Kunstakademie zu Moskau hat die Perestroika begonnen. Neue Wege werden gegangen, für uns vielleicht nicht ganz neu. bz