Wie Öl und Wasser

■ betr.: "Ökologie und Demokratie", Kommentar von Max Thomas Mehr, taz vom 24.9.90

betr.: „Ökologie und Demokratie“, Kommentar von Max Thomas Mehr, taz vom 24.9.90

Mit seinem Kommentar hat Max Thomas Mehr Leserverdummung betrieben. Wieso sollen Ökologie und Sozialismus auf der einen Seite und Ökologie und Demokratie auf der anderen die Alternativen sein? Die Linken (wie Ströbele) in den Grünen haben doch nichts gegen Demokratie. Oder hat jemand etwa das Gegenteil nachgewiesen? Andererseits ist es aber bekannt, daß viele Grüne und tazler wie Max Thomas Mehr nichts gegen Kapitalismus haben. Das Verständnis der Alternativen bei den Grünen sollte mensch also so darstellen: Ökologie, Demokratie und Sozialismus auf der einen Seite und Ökologie, Demokratie und Kapitalismus auf der anderen.

Aber auch das ist keine Darstellung der wahren Alternativen. Sowohl die sozialistischen Grünen als auch die kapitalistischen Grünen sind Anhänger der Industriegesellschaft. Insofern sind sie also auf derselben Seite. Industriegesellschaft und Ökologie sind aber unvereinbar wie Öl und Wasser. Eine ökologische Gesellschaft ist durchaus möglich, nicht aber eine ökologische Industriegesellschaft. Die wahren und wichtigeren Alternativen sind also: ökologische Wirtschaft und Demokratie auf der einen Seite und industrielle Wirtschaft und Demokratie auf der anderen Seite. Es gibt natürlich auch einen qualitativen Unterschied zwischen einer demokratisch- sozialistischen Industriegesellschaft und einer demokratisch-kapitalistischen. Aber im Zeitalter des drohenden globalen Zusammenbruchs des ökologischen Gleichgewichts ist das ein Problem zweiten Ranges. Mit Sozialismus kann mensch eine ökologische Wirtschaft machen, mit Kapitalismus nicht. Zuerst muß mensch sich aber gegen die Industriegesellschaft entscheiden. Saral Sarkar, Köln