Demokratie und MenschenrechteÖl für uns?

■ betr.: "Pickelhauben und Friedenstauben" von Uli Hausmann, taz vom 22.9.90

betr.: „Pickelhauben und Friedenstauben“ von Uli Hausmann, taz vom 22.9.90

Alle, die in Kuwait, einem Land, in dem acht Prozent der Bevölkerung das Wahlrecht ausüben durften und das Parlament 1986 aufgelöst wurde, Demokratie und Menschenrechte zu verteidigen behaupten, möchte ich fragen, was sie taten, als die Amerikaner kürzlich Panama bombardierten und 5.000 Zivilisten töteten. Die Amerikaner jedenfalls haben mit dieser Tat jedes moralische Recht verloren, Sadam Hussein wegen seines Überfalls auf Kuwait zu verurteilen.

Alle, die den Irak jahrelang aufrüsteten, um Gewinne zu machen und Einfluß in der Region zu gewinnen, haben es verspielt. 230.000 vergiftete Kurden bewirkten bei unseren zarten Gewissen nichts. Im irakisch-iranischen Krieg wurden 500 Milliarden US-Dollar umgesetzt, er war das gigantischste Geschäft der Nachkriegszeit. Unsere Gewissen schwiegen, das Geschäft blühte ja auch. Daß der „Gewinner“ nachher mit 80 Milliarden Schulden dastand und seinem Land der Zusammenbruch drohte, was kümmert das diejenigen (übrigens auch die Saudis und Kuwaitis), die zuvor so gut am Krieg verdient hatten?

Die amerikanischen Interessen sind klar: Der Aufmarsch lenkt von den eigenen wirtschaftlichen Problemen (Staatsverschuldung, neue Steuern, zunehmende Armut) ab und beendete erst mal die hitzige Debatte über die Verteidigungsausgaben von 300 Milliarden Dollar. Außerdem verhilft die Nahostkrise der Nato zu einem neuen, dringend gebrauchten Feindbild (International Herald Tribune vom 10.8.90).

Nein, es geht nicht um Freiheit. Es geht um den ungehinderten Zugang zum Golf-Öl zu eigenen Preisvorstellungen. Es sind die wirtschaftlichen Interessen der „freien Welt“, die wir verteidigen. Demokratie und Menschenrechte=Öl für uns? Antonie Heidemann, München