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Je näher, je ferner

■ Christa Näher: „Gewölkmalerin“ in der Kunsthalle

Zu lange ins dunkle Gewölk des eigenen Innenlebens zu starren, ist ungesund. Und in fremde Wölkchen? Solange niemand die Schleier wegpustet, ist das langweilig. Christa Näher ist eine große Gewölkmalerin, ihre 6,80x2 Meter Emanationen in Öl sind sorgfältig vernebelte Seelenlandschaften, geeignet als Projektionsflächen für gleichgesinnte TiefschürferInnen. Malte sie früher noch hochaufgeladene Pferde, malt sie heute äußerstenfalls Schatten: Unbestimmte Räume, möglicherweise Gewölbe, Gänge gar, Schluchten? Grüfte. Endzeithauch mit minimalem (Hoffnungs)schimmer.

Eine große Einzelausstellung in der Bremer Kunsthalle preist dieser Tage die Bodenseegeborene Jetztkölnerin, Professorin an der Frankfurter Städel- Schule. Der Förderverein für Gegenwartskunst, der die Ausstellung beschloß, ist wieder einmal ins lauwarme Wasser gesprungen und hat Gegenwartskunst Nr. Sicher gewählt: eingeführt, durchgesetzt, teuer. Das kratzt niemand.

Sie habe, sagt Christa Näher, das „Tiergefühl“ verloren. Drei Jahre quälte sie sich mit einer Art „Schacht“ herum, einer der bedrohlichen großformatigen Arbeiten. Seitdem hält es sie im Vagen, und von ferne erinnert sie an die romantischen Lichterlebnisse eines Turner. Christa Näher sagt wenig zu ihren Bildern, bestenfalls, daß das Malen eine Tätigkeit sei, „bestimmte Zustände herauszukriegen“. Vielleicht hat Ulrike Lehmann im Katalog Recht, auf Freud, Mutterleib, Hausanalogien hinzuweisen. Doch solche Diskurse entfernen vom Bild. Ein Kissen muß her, eine hockende Haltung, etwas wabernde Musik, und in meditativer Einstimmung wären die Bilder von Christa Näher zu konsumieren. Burkhard Straßmann

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