Philippinische Rebellen von Armee bombardiert

■ Aufstand in Mindanao von Regierung für beendet erklärt

Manila/Cagayan de Oro (dpa/ap/ adn) — Die philippinische Luftwaffe hat gestern in der südphilippinischen Stadt Butuan auf der Insel Mindanao das von über zweihundert meuternden Soldaten besetzte Hauptquartier einer Infanteriebrigade bombardiert und nach eigenen Angaben zurückerobert. Über Verletzte oder Tote wurde keine Auskunft gegeben. Augenzeugen wollen gesehen haben, wie die Aufständischen das brennende Camp verließen. Generalstabschef Renato de Villa sagte, regierungstreue Soldaten durchkämmten das Gelände nach Rebellen. Nach Auskunft eines Militärsprechers halten loyale Truppen den Flugplatz von Cagayan de Oro und andere Stellungen auf Mindanao. Nach Auffassung von De Villa ist „die Rebellion beendet“.

Der Anführer der Rebellen, Alexander Noble, ehemals stellvertretender Kommandeur der Leibgarde von Präsidentin Corazon Aquino, hielt sich unterdessen weiter im Militärcamp Evangelista in der Hafenstadt Cagayan de Oro verschanzt. Der Rundfunk berichtete, dem Aufstand hätten sich inzwischen auch hundertfünfzig Mann einer Eliteeinheit in Iligan, einer Industriestadt im Süden Mindanaos, angeschlossen. Der Flugverkehr nach Mindanao wurde eingestellt.

Die meuternden Streitkräfte, nach Schätzungen von Augenzeugen etwa drei- bis sechshundert Mann, haben unmittelbar nach Beginn ihres Aufstandes am Donnerstag die Unabhängigkeit ausgerufen. Alexander Noble, der bereits an einem Umsturzversuch im Dezember letzten Jahres beteiligt war und nach dessen Scheitern nach Mindanao flüchtete, sagte am Freitag, er sei zu Verhandlungen mit der Regierung in Manila bereit und habe die Absicht, in Mindanao eine Regierung aus Zivilisten und Militärs zu bilden. „Die Menschen sollen selbst entscheiden, was mit Mindanao geschieht“, sagte Noble. Auf Flugblättern der Aufständischen hieß es, es sei an der Zeit die „kolonialen Bindungen“ Mindanaos an Manila zu lösen. Politiker auf Mindanao beklagen seit langem, daß die Insel von der Regierung in Manila benachteiligt wird. Nach Augenzeugenberichten sind die Rebellen bei ihrem Vorgehen nicht auf Widerstand gestoßen, teilweise sogar von der Bevölkerung bejubelt worden.

Ein Bataillon Marineinfanteristen wurde unterdessen nach Manila verlegt. Das Armeehauptquartier wurde abgeriegelt, Panzer- und Flugabwehrgeschütze in Stellung gebracht. Die Rebellion hat in Manila Befürchtungen ausgelöst, daß ein neuer Putschversuch bevorstehen könnte. Unterdessen warnte der amerikanische Senator Alan Cranston, der Vorsitzender des Senatskomitees für Asien ist, die Meuterer: Ein Sturz der demokratisch gewählten Regierung würde „unabsehbare Kosten“ und die Streichung von 500 Millionen Dollar US-Hilfe zur Folge haben.