Jürgen Warnke muß draußen bleiben

■ Bei einem Regenwald-Requiem in der Frankfurter Oper darf der Entwicklungsminister nicht länger Schirmherr sein

Frankfurt (taz) — Jürgen Warnke wird sich die Bandaufnahme besorgen müssen: Zu einem für kommenden Sonntag geplanten Regenwald-Requiem in der Frankfurter Alten Oper ist der ursprünglich als Schirmherr vorgesehene CSU-Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit kurzerhand wieder ausgeladen worden. Darauf verständigte sich die tonangebende Künstlergruppe, das „European Symphony Orchestra“. Das mit internationalen Weltstars gespickte „Umwelt“-Orchester, darunter MusikerInnen aus London, Warschau, Paris und dem Gewandhausorchester in Leipzig, verpaßte mit seiner Entscheidung Warnkes Regenwald-Politik eine schallende Ohrfeige.

Maßgeblich beteiligt an dem Entschluß, Minister Warnke „abzuschirmen“, war Reinhard Behrend vom Hamburger Verein „Rettet den Regenwald“. Rechtzeitig hatte er den Dirigenten des Regenwald-Requiems, Ennoch zu Guttenberg, auf eine ganze Latte von regenwaldzerstörenden Projekten aufmerksam gemacht, für die Warnke politisch verantwortlich zeichnet. Reinhard Behrend, Autor des Buches „Raubmord am Regenwald“, nennt als jüngstes Beispiel eine Straße durch die Wälder von Dierke und Ziama im westafrikanischen Guinea. Die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau fördert das Projekt mit 10 Millionen Mark. „Wir haben aus Bonn Informationen erhalten, nach denen die Straße selbst in Warnkes Haus als eindeutig regenwaldzerstörend eingestuft wird“, erklärte Behrend. Es sei ein Hohn, daß mit den von Bonn versprochenen zusätzlichen 250 Millionen Mark zur Regenwalderhaltung Projekte finanziert werden, die im Gegensatz zu den öffentlich propagierten Zielen stehen.

Gleichzeitig mit Warnke wurde dem ebenfalls als Schirmherr vorgesehenen EG-Umweltkommissar Carlo Ripa di Meana der Stuhl vor die Tür der Frankfurter Alten Oper gesetzt. Grund: Das Orchester hält die EG-Regenwaldpolitik für ebenso unerträglich wie die von Warnke. Als einziger Schirmherr bleibt damit der bekannte brasilianische Umweltminister Jose Lutzenberger übrig. Ob nun wie angekündigt Bundespräsident von Weizsäcker kommt, steht noch nicht fest.

Das Konzert geht auf eine Initiative der Umwelt-Organisation „Artists United for Nature“ zurück, die von Ennoch zu Guttenberg mitgegründet wurde. Die Vereinigung hatte bedeutende Orchester Europas für das Regenwald-Requiem gewonnen. Nach dem Frankfurter Eröffnungskonzert wird das Ensemble auch in anderen Metropolen Europas gegen das Regenwald-Sterben anspielen. Werner Paczian