Sind Polikliniken wirtschaftlich?

■ 65 Polikliniken und 89 Ambulatorien werden zur Zeit geprüft/ Gesundheitsstadtrat Zippel (CDU): Nicht alle sind zu halten/ Stimmung beim medizinischen Personal sinkt weiter

Berlin. Bis 1992 soll die Wirtschaftlichkeit aller 65 Polikliniken und 89 Ambulatorien in Ost-Berlin festgestellt und über ihre weitere Zukunft entschieden werden. Dieser gestern vom Berliner Gesundheitsstadtrat Christian Zippel (CDU) genannte Zeitraum ist kürzer als die im Staatsvertrag festgelegte Frist von fünf Jahren. Zippel meinte, die insgesamt 8.700 Angestellten, darunter 2.300 Ärzte, sollten möglichst schnell Sicherheit auch für ihre persönliche Lebensplanung erhalten. Allerdings könnten nicht alle Einrichtungen erhalten bleiben. Ost-Berlin sei die Stadt mit der »größten Arztdichte der Welt«; gemessen an westdeutschen Zahlen gebe es 200 bis 300 Mediziner zuviel.

Die Finanzierung im ersten Halbjahr 1991 erfolge aller Voraussicht nach noch über den Stadthaushalt. Das bedeute, daß Ärzte und Pfleger bis Mitte nächsten Jahres Angestellte des Landes Berlin blieben und Berlin Träger der Gesundheitseinrichtungen sei. Mit der kommunalen Finanzierung solle Zeit gewonnen werden für die Umstrukturierung und für Verhandlungen zwischen den Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung über die Vergütung der ärztlichen Leistung.

Nach Meinung der Bezirksstadträtin Brunhilde Date aus Hohenschönhausen werde die Stimmung unter den Beschäftigten immer schlechter. Bislang konnten in den elf Bezirken im Ostteil der Stadt keine Gesundheitsämter eingerichtet werden, weil gesetzliche Grundlagen fehlten. Sie warf Zippel und dem Magistrat Untätigkeit vor, was der Stadtrat zurückwies.

Die Zahl der niedergelassenen Ärzte in Ost-Berlin steigt langsamer als angenommen. Habe es vor der Wende im letzten Jahr 40 niedergelassene Ärzte gegeben, so seien es jetzt 200, sagte der Stadtrat. Von den 122 Apotheken in Ost-Berlin seien 114 verkauft oder verpachtet, berichtete Zippel weiter. Eine Kommission aus Mitgliedern der Magistratsverwaltung, der Treuhandstelle und der Berliner Apotheker hatte über insgesamt 174 eingereichte Anträge zu entscheiden. Ein Hauptkriterium für die Vergabe sei der bisherige Einsatz für den Erhalt der Apotheke gewesen, hieß es. Bis Jahresende sollen auch die restlichen acht Apotheken nur an ehemalige DDR- BürgerInnen verkauft, verpachtet oder vermietet sein. dpa