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UNTERM STRICH

Das Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum zeigt mit rund 120 Werken aus den Bereichen Malerei, Plastik und Druckgraphik eine umfassendeRetrospektive des Schweizer Künstlers Max Bill (bis zum 9. Dezember). Bill arbeitet zur Zeit an Plänen für eine Riesenplastik, die als Ernst-Bloch-Denkmal vor dem Museum aufgestellt werden soll. Mit dem in Ludwigshafen geborenen Philosophen war Bill persönlich bekannt.

Lauter Todesnachrichten nun: Der kubanische Schriftsteller Felix Pita ist tot. Er war einer der letzten Überlebenden einer Generation von Literaten, der unter anderem Alejo Carpentier und Nicolas Guillen angehörten. Pita verbanden zahlreiche Freundschaften zu linksgerichteten Künstlern im Westen wie im Osten. Als Gründer — zusammen mit Cesar Vallejo und Pablo Neruda — des Iberoamerikanischen Hilfskomitees für die spanische Republik nahm er 1937, während des spanischen Bürgerkriegs, am Kongreß der Antifaschistischen Schriftsteller in Madrid und Barcelona teil. Eine besondere Affinität hatte Pita lebenslänglich zu den Surrealisten (die er während der Zwischenkriegszeit in Paris kennenlernte) und ihren „Vorläufern“ wie Nicholas Blake, Henri de Lautreamont und Arthur Rimbaud. Michail Scholochow, den Vertreter des sozialistischen Realismus Stalinscher Prägung, schätzte er allerdings ebenso wie den von Stalins Schergen ermordeten Isaak Babel. Abwechselnd in Venezuela, Mexiko, Frankreich, Belgien, Italien, Spanien und Marrokko lebend, kehrte Pita 1960, ein Jahr nach dem Sieg der kubanischen Revolution, in seine Heimat zurück. Zu seinen politischen Leitbildern zählte er neben Fidel Castro vor allem den vietnamesischen Revolutionsführer Ho-Tschi Minh, mit dem er in Hanoi zusammentraf. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „San Abul de Montecalado“ (1945), „Corcel de fuego“ (Feuerroß, 1948), „Tobias“ (1955), „Cronicas — Poesia bajo consigna“ (Chroniken — Poesie unter Anweisung, 1961) und „Elogio de Marco Polo“ (Lob auf Marco Polo, 1974). Am Freitag verstarb in Havanna der Romancier und Lyriker Pita im Alter von 81 Jahren.

Die französische Schriftstellerin, Filmautorin und sozialistische Politikerin Colette Audry ist im Alter von 84 Jahren in Issy-les-Moulineaux bei Paris gestorben. Die Sartre-Spezialistin und Literaturkritikerin erhielt für ihren autobiographischen Roman „Derrière la Baignoire“ 1962 den Prix Medicis. Sie verfaßte die Drehbücher für Filme ihrer 1981 gestorbenen Schwester Jacqueline Audry, sowie für Rene Clements 1946 entstandenen Streifen „La Bataille du Rail“, der die Rolle der Eisenbahner in der Widerstandsbewegung zum Thema hatte. Colette Audry war von 1971 bis 1981 Mitglied des Führungsgremiums der Sozialistischen Partei Frankreichs und zeitweise Mitarbeiterin von 'Les Temps Modernes‘.

Der Lyriker und Essayist Gerd Henninger ist, wie Ende vergangener Woche bekannt wurde, am 14. Oktober im Alter von 60 Jahren in Berlin gestorben. Henninger war unter anderem Übersetzer von Apollinaire, Artaud, Blanchot, Caillois, Sade und Sollers und lebte seit 1951 in Berlin.

Im total überfüllten Berliner Literaturhaus wurde am Sonntag morgen die aus Marbach importierte Benjamin-Ausstellung eröffnet. Unter anderem sprach Jan-Philipp Reemtsma Kluges zur Verbindung von Benjamin zu Karl Kraus mit angenehmer Stimme, die aber höchstens 200 der etwa 700 gespitzten Ohren erreichte. Die Wandlung der Örtlichkeit vom Feldlazarett übers Bordell zum Literaturhaus sollte gründlich überdacht werden, ist doch ein umfangreicher Zusammenbruch nahezu jeder guten Veranstaltung dort aus Platzmangel die Regel.

Anselm Kiefer nahm am Samstag den Kaiserring der Stadt Goslar für sein Gesamtwerk entgegen. Der 1945 geborene Künstler studierte Romanistik und Jura, ehe er 1966 mit der Malerei begann. Er studierte in Freiburg, Karlsruhe und bis 1972 bei Beuys in Düsseldorf. Mit dem rein ideellen Preis würdigte die Jury das Werk Kiefers, der Preisnachfolger von (neben anderen) Henry Moore, Max Ernst, Joseph Beuys und Christo ist. Auch ein Glückwunschtelegramm von unserem Bundeskanzler traf ein.

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