„Stillegung ist sicherer“

■ Jürgen Nitzsche, Vorsitzender der LPG „1.Mai“, weiß noch nicht, was die Bodeneigentümer vorhaben

taz: Welche Produktionszweige werden in der LPG „1. Mai“ von der Stillegung betroffen sein?

Jürgen Nitzsche: Das ist schwer zu beantworten. Einfacher wäre es, wenn ich wüßte, welche Flächen uns überhaupt zur Bewirtschaftung bleiben. Wir wissen ja gar nicht, wie viele Bauern uns das Land überlassen oder es weiterverkaufen oder es selber nutzen wollen.

Angenommen, Sie könnten einen großen Teil der Flächen zurückpachten, wieviel müßte dann stillgelegt werden?

Vierzig Prozent mit Gewißheit.

Was passiert mit diesen Böden?

Wir würden eine Gras-Klee-Mischung oder etwas Ähnliches aussäen als Gründüngung fürs nächste Jahr, damit sich der Boden erholt.

Wieviel Fläche haben Sie für die Stillegung beantragt?

Etwa 500 Hektar. Insgesamt haben wir zwischen 1.200 und 1.300 Hektar, das ist ungewiß. Die Stilllegung ist für uns sicherer, weil wir Flächen bestellen und nicht wissen, ob wir sie überhaupt noch abernten werden. Der Bodeneigentümer hat drei Monate Kündigungsfrist. Da kann uns im nächsten Jahr im Mai einer die Fläche kündigen und im Sommer das Getreide dann selber einbringen. Die Flächenstillegung ist im Prinzip für uns jetzt ein Ausweg, um im nächsten Jahr nicht vor den gleichen Absatzschwierigkeiten zu stehen wie in diesem Jahr. Aber mir ist noch nicht klar, ob die Prämien wirklich an die Genossenschaften gezahlt werden. Die Stilllegung bedeutet für uns ja Arbeit, wir können die Flächen nicht verunkrauten lassen. Dafür ist der Ausgleich gedacht. Was ist aber, wenn wir den nicht bekommen?

Wieso glauben Sie, daß die Gelder nicht an die Genossenschaften gezahlt werden?

Alle Förderungsmittel, die bislang angekündigt waren, sind verpufft, ohne daß wir etwas bekommen hätten. Deshalb schauen wir solchen Dingen immer recht skeptisch entgegen.

Wenn's also ganz hart kommt, legen Sie still und zahlen dabei noch drauf?

Ja, das ist fast zu befürchten. Aber wenn wir weiter produzieren, legen wir auch drauf, denn das trägt sich auch nicht. Interview: Christine Berger