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Oldenburg kauft Stadion

■ VfB hatte erst 1989 an Bauinvestoren verkauft

Nach monatelangem Geplänkel erklärte sich der Oldenburger Rat am Montag bereit, den Traditionsrasen des VfB Oldenburg zu kaufen — zu einem angemessenen Preis, wie es hieß. Erst vor Jahresfrist hatte der VfB das Donnerschwee-Stadion für 2,8 Millionen Mark an eine private Investorengruppe verkauft. Der damals noch in der Oberliga kickende Klub schlenzte damit am drohenden Konkurs vorbei.

Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga brachte der VfB dann aber erprobte Angriffs- und Verteidigungsformationen der Oldenburger Kommunalpolitik ins Wanken. Die SPD, die mit den Stimmen von Grünen und ehemaligen DKP-Mitgliedern den Oberbürgermeister aus ihren Reihen kürte, sieht sich in der Fußballfrage plötzlich in der schwächeren Position. Der gewählte „Mittelstürmer“ der Fraktion, Werner Rettig, stimmte „aus innerer Überzeugung“ am Montag gegen die eigene Fraktion für den Rückkauf des Stadions. Lieber wolle er seine politische Karriere aufs Spiel setzen, als sein 25 Jahre lang trainiertes Sportlerherz einem opportunistischen Infarkt zu opfern, bekundete er. Ein zweites Fraktionsmitglied folgte seinem spektakulären Alleingang.

Rettigs Fraktionskollege und Oberbürgermeister Horst Milde hatte sich im kommunalpolitischen Trainingslager vor der Ratsentscheidung ebenfalls für einen Stadionrückkauf ausgesprochen. Der VfB könne der Stadt Oldenburg Pluspunkte in der Image-Liga der Städte bringen. Beim entscheidenden Punktesammeln im Rat war er nicht auf dem Spielfeld. Er mußte dienstlich nach Taiwan.

Die Mannschaft der Grünen hatte sich in der VfB-Frage offenbar auf einen taktischen Spielzug eingerichtet. Nur mit einer Begrenzung des Kaufpreises auf zwei Millionen Mark wollten sie die Stollen für den Stadionkauf bewegen, bekundete eine ihrer „Stürmerinnen“. Manfred Protze (dpa)

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