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Sektenübergreifende Party

■ Die „Busters“, Ska-Band aus Heidelberg in HB

Von den Musikpäpsten schon mehrfach beerdigt und zwischenzeitlich auf der „Out“-Liste immer mal wieder ganz oben: Die „Ska“-Welle. Daß Totgesagte länger leben, erweist sich im Fall des unbekümmert die karibischen „Roots“-Pfründe mit angelsächsischen Punkgefetze mixenden Stilkonglomerats als Glücksfall: Ein gutes Ska-Konzert vereinigt immer noch ausgesprochen sektenübergreifend die metropolen Schülerhorden zu einer fröhlich unmartialisch die Tanzfläche behopsenden Partygemeinde.

Man könnte die Musik glatt jedem streßgeplagten Sozialarbeiter vorstädtischer Jugendfreizeitheime als Anti-Aggressionsmittel empfehlen, wäre ihre Ausstrahlung nicht, erstaunlich genug bei ihrer ursprünglichen Funktion als Geburtshelfer des Reggae, so gnadenlos weiß. Auch bei den „Busters“ im Modernes waren sie unter sich, die blassen Bremer Kids der unterschiedlichsten Szene-Fraktionen, die 12 aus Heidelberg boten professionell und ausgelassen Stimmungsfutter für alle Rollers und Bikers, die sich angesprochen fühlen wollten — und das waren immerhin genug, um den Saal passabel zu füllen. Kern der „Busters“ ist eine vierköpfige Bläsersektion und ihre druckvollen Fanfaren, die sich auch schon mal den Calypso-Melodien nähern, und drum herum ist viel rhythmisches Gewusel. Ein Percussionist kann sich ordentlich in Szene setzen, die Gitarre schrammelt sich hektisch über die markante 2-4 Betonung hinweg und am Bühnenrand geben sich zwei sehr junge Sänger als Energiebündel und sorgen für die angemessene Dosis Action. Das Ganze klingt recht kompakt und eine Zeitlang auch abwechslungsreich, doch wichtiger als musikalische Perfektion ist eh der Spaß, den sich Publikum und Band auch durch vorübergehenden Ausfall der PA nicht nehmen lassen. Flugs schnappt sich jeder irgendein Rhythmusgerät, und weiter geht die Party.

Rainer Köster

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