Polizeischüsse gegen Neo-Nazis

Jugendliche Skins zogen durch Leipzig/ Ein von einem Stein getroffener Polizist schießt zwei Angreifern in die Beine und verletzt sie/ Alternativprojekte stehen auf seiten der Polizei  ■ Aus Leipzig Stefan Schwarz

Die Auseinandersetzungen zwischen militanten Neo-Nazis und der Polizei in Leipzig eskalieren. Ein durch Steinwürfe verletzter Polizist schoß am späten Freitagabend zwei angreifenden Jugendlichen in die Beine.

Der Polizei war es zwar zunächst gelungen, die Rechtsradikalen aus der Stöckartstraße zu vertreiben, aber die Jugendlichen sammelten sich in den Seitenstraßen und griffen nun ihrerseits die Polizisten an. Dabei wurde einem Polizisten mit einem Gußasphaltblock das Bein zerschmettert, der daraufhin zur Schußwaffe griff. Wohin die Schüsse zielen sollten, die nach Worten des Einsatzleiters der Polizei nur durch die große Hast in die Beine der Angreifenden gingen, bleibt offen. Ein 19jähriger aus Leipzig, ein 16jähriger aus München und ein 18jähriger aus Röglitz (Halle) wurden vorläufig festgenommen. Gegen sie wird wegen Landfriedensbruch und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt.

In der Auseinandersetzung mit den Rechtsradikalen stehen viele Vertreter der alternativen Szene in Leipzig auf Seiten der Polizei. So ist auch diesmal anzunehmen, daß sich vor dem Hintergrund des immer aggressiver werdenden Rechtsradikalismus in Leipzig Sympathien für das Vorgehen der Polizei am Freitag finden werden. Mitte September, als es schon einmal zu Auseinandersetzungen zwischen Rechtsradikalen und der Polizei gekommen war, gingen zahlreiche Glückwünsche bei der Polizei ein.

Seit geraumer Zeit gibt es eine Sicherheitspartnerschaft zwischen dem Wohnprojekt „Cannewitzer Alternative“, einem vorrangigen Ziel rechtsradikaler Übergriffe, und der Polizei. Martin Bauer von den Connewitzern kritisiert eher das zögerliche Einschreiten der Polizei. Eine Viertelstunde, nachdem ein rechtsradikaler Schlägertrupp von etwa 150 Mann die „Connwitzer Alternativen“ in der Stöckartstraße überfallen hatte, rückte die Polizei an. Aber spätestens, nachdem die Rechtsradikalen eine Stunde zuvor den allerdings verwaisten Jugendclub „NaTo“ mit Steinen beworfen hatten, war deren Aufmarsch und der vermutliche Angriff auf das naheliegende Connewitz bei der Polizei bekannt. „Bei uns gibt es feste Regeln“, sagt Martin Bauer, „wir machen dicht und decken die Fenster im ersten Stock ab. Draußen prügelt sich keiner rum. Die Polizei weiß, daß sie alles mitnehmen kann, was dann da draußen rumspringt.“