Postmusikalisches Bewußtsein

■ Eine Vortragsreihe zur zeitgenössischen Musik

Ab 1. November beginnt DACAPO im Kultursaal der Angestelltenkammer sein neues Kulturangebot „für musikinteressierte Erwachsene“. Unter dem Generalthema „Zeitgenössische Musik im umfassenden Sinne“ sollen unterschiedliche Aspekte des aktuellen Musiklebens kritisch und informativ beleuchtet werden. Zwar fanden sich in den Veranstaltungen von DACAPO schon immer implizite Ansätze, Musik über das bloße Klangphänomen hinaus zu vermitteln. Das jetzt in Angriff genommene Kursangebot darf dennoch als umfassenderer Versuch gelten, (musikorientierte) Kulturkritik, Information und Hintergründe in lockerer Form zu „systematisieren“, um in die Brachlandschaft „musiktheoretische Diskurse“ in Bremen etwas mehr Leben zu bringen.

Angekündigt sind bisher vier Abende: Am 1.11. beginnt Ingo Ahmels mit einem Referat unter dem Titel „PEGASOS TRAUM — Warum Flügel zu Wasser, Land und Luft?“, bei dem es um „Postmoderne Bewußtseins- Kontaminationen“ geehen soll. Rückbezüglich auf seine Pegasos-Inszenierung auf der letzten „pro musica nova“ steht zu erwarten, daß Ahmels seine künstlerischen Intentionen vor dem Hintergrund der jüngeren philosophischen Postmoderne-Debatte erläutern wird.

Heinz Wendel und Ed Kröger widmen sich am 15.11. dem Thema „20 Jahre Bremer Jazzszene“. Hier darf man auf Auskünfte über die Entwicklungen, den Stand und die Perspektiven der Bremer Jazzer rechnen.

Mit „Notfall Musikkritik“ fordert die Musikkritikerin Ute Schalz-Laurenze (Weserkurier) in einem Vortrag mit anschließender Diskussion dazu heraus, sich mit aktuellen Fragen ihres Metiers auseinanderzusetzen. Zur Debatte stehen Fragen über die Möglichkeit argumentativer Rechtfertigung musikästhetischer Urteile, zum Verhältnis von unvermeidbarem Subjektivismus und objektiven Wertungskriterien, der gesellschaftlichen Funktion von Musikkritik und ihre besondere Problematik in einer Stadt wie Bremen.

Den vierten Abend bestreitet dann am 13.12. der Pianist Stephan Möller mit Überlegungen zu „Aspekten der heutigen Beethoven-Interpretation“. Interessant dürfte in diesem Zusammenhang sein, wie sich Möller, der seit seinen überragenden Beethoven- Konzerten in Bremen geradezu als Paradevertreter einer streng strukturellen Interpretationsauffassung gelten kann, zu den Bestrebungen der „Historischen Aufführungspraxis“ stellt. H. Schmidt