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Salvador: „Gerade jetzt ist Druck vonnöten“

■ Salvadors Oppositionspolitiker Ruben Zamora wendet sich gegen Wiederaufnahme der Entwicklungshilfe INTERVIEW

„Nach elf Jahren Krieg sind wir in eine neue Phase eingetreten. Gerade jetzt ist internationaler Druck auf die Regierung Christiani vonnöten.“ Dies sagt Ruben Zamora vor der Bonner Presse über die politische Lage in El Salvador. Zamora, Generalsekretär der Christlich Sozialen Volksbewegung (MPSC) El Salvadors, einer führenden Opoositionsgruppe, hält sich als Gast der grünen Bundestagsfraktion einige Tage in Bonn auf.

taz: So wie Sie es schildern, hat sich die innenpolitische Lage in El Salvador etwas entspannt. Warum soll die Bundesregierung dennoch ihre Entwicklungshilfe einstellen?

Ruben Zamora: Solange die Regierung Christiani nicht ernsthaft daran geht, die Gesellschaft zu entmilitarisieren, darf keine Entwicklungshilfe ins Land fließen, muß der äußere Druck aufrechterhalten und verstärkt werden. Für die Bundesregierung bedeutet dies: Sie darf keine neuen Projekte initiieren. Die laufenden Projekte muß man genau prüfen und von Fall zu Fall entscheiden, ob sie weiterlaufen sollen oder nicht.

Die Grünen hierzulande fordern demgegenüber den Stopp aller laufenden Projekte.

Ja, da sind wir nicht ganz einer Meinung. Meine Partei will beispielsweise, daß das Kinderkrankenhaus Blum weiter unterstützt wird. Technische Hilfe halten wir, genau wie die Grünen, für völlig sinnlos. Und so ein Projekt wie der Ausbau einer Hafenmole ist sogar schädlich, weil dort Arbeiter massiv unterdrückt werden. Allerdings sind sich die Oppositionsparteien in El Salvador und die Grünen hier in der Frage des Stopps ausländischer Hilfe weitestgehend einig.

Haben Sie in Ihrem Gespräch mit dem Entwicklungshilfeministerium den Eindruck gewonnen, daß Bonn seine Hilfe stoppen wird?

Nein. Ich habe nicht feststellen können, daß sich diese Leute bewegen. Sie werden die laufenden Projekte nicht stoppen — obwohl sie ja immer behaupten, sich an den USA zu orientieren. Und die USA haben jüngst ihre Militärhilfe für El Salvador stark gekürzt. Interview: Ferdos Forudastan

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